Table of Contents Table of Contents
Previous Page  349 / 427 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 349 / 427 Next Page
Page Background

348

[402/403]

heit ebenso wenig an, als ob er nie etwas geschaffen hätte

1

“. Erst

als er den Menschen, erst als er die Seele schuf, da tat er etwas, weil

er sich selbst darstellt. Wir Vater, Sohn und Geist, wir im Rate der

heiligen Dreifaltigkeit, „wir machen einen glichen“ (ein Ebenbild)

2

.

Den Sinn dieser Sätze erschließt uns der Begriff der Rückver-

bundenheit oder der Unmittelbarkeit. Das Unmittelbare bleibt in

sich selbst beschlossen. Gott geht nicht aus sich selbst hinaus. Der

Weltgrund, auf dem sich Zeit und Geschichte abspielen, der Welt-

grund der Unmittelbarkeit ist Gott selber. Die Urschöpfung schafft

nur unmittelbar und bleibt bei sich selbst. Gott wirkt nur ein

Werk, die Seele, den Seelengrund, Geistesgrund. Alles andere wirkt

Gott nicht, sondern das wirkt die Seele, der Geist. Alles andere sind

Folgerungen, Folgerungen, die sich von selbst ergeben. Das klingt

erstaunlich, doch wir wollen den Blick kühn auf Gottes Werk, den

Geist, richten: I n d e m die im G e i s t e a n g e l e g t e n U n -

t e r s c h i e d e e r r e g t w e r d e n u n d i n E n t s p r e c h u n g

s i c h a u f b a u e n , e n t s t e h t d i e W e l t .

D i e E r r e g u n g d e s G e i s t e s i s t d i e E n t s t e h u n g

d e r W e l t .

"

/

Gott schafft nur den Geist in seinem Grunde, den Geistesgrund.

Erst die Unterschiede (Differenzen), die sich vom Geiste aus setzen,

erst sie sind es, von denen die Bildung der Welt ausgeht. Diesen

Unterschieden e n t s p r e c h e n die Geisteskräfte (als neue und

weitere Unterschiede), diesen e n t s p r e c h e n weiterhin die Ge-

genstände (Objekte) des Geistes, die leiblich-sinnliche und stoffliche

Welt. Die Entsprechungen des Geistes bilden die Welt. Durch sie

entsteht die Welt.

Das gilt es nun näher zu betrachten.

Der heutige Mensch hat unter dem Einfluß des Materialismus

verlernt, die unergründliche Größe des Geistes zu verstehen und

bis zum Ursprung zu verfolgen. Kennten die Menschen die Größe

des Geistes, sie würden sich seiner Göttlichkeit immer sicherer be-

1

Meister Eckehart, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, S. 76,

Zeile 25 f. und S. 487, Zeile 13.

2

Meister Eckehart, S. 179, Zeile 23 ff.