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T h e o d o r L . H a e r i n g : Die Struktur der Weltgeschichte. Philosophische

Grundlegung zu einer jeden Geschichtsphilosophie (in Form einer Kritik

Oswald Spenglers), Tübingen 1921. Die drei theoretischen Grundfragen der

Geschichtsphilosophie sind: Tatenfrage, Wesentlichkeitsfrage und Erkenntnisfrage.

— Ältere Werke über die Verfahrenlehre: J o h a n n G u s t a v D r o y s e n :

Grundriß der Historik, Leipzig 1868; O t t o k a r L o r e n z : Die Geschichts-

wissenschaft, 2 Bde, Berlin 1886, 1891.

Schrifttum über Logik und Erkenntnistheorie der Geschichte siehe unten

Seite 86 ff.

C. R ü c k b l i c k

Vergleichen wir die naturalistische und idealistische Richtung der

Geschichtsphilosophie, so wird der Gegensatz offenkundig, der beide

unversöhnlich trennt. Der Kampf geht um die Sätze: „ G e -

s c h i c h t e i s t G e i s t “ — „ G e s c h i c h t e i s t N a t u r “ .

Die Ergebnislosigkeit der naturalistischen Versuche hat sich deut-

lich genug gezeigt. Sie vermögen keine Erkenntnisse zu gewinnen.

Weder die Einflüsse der Umwelt noch die allgemeine naturhafte

Gesetzmäßigkeit des geschichtlichen Geschehens lassen sich in ge-

nauer, strenger Fassung nachweisen. Uber leere Allgemeinheiten

oder Selbstverständlichkeiten ist keiner der Versuche hinausgekom-

men, sofern er bei der Wahrheit blieb. Wur- / den aber strengere

Begriffsgestaltungen versucht (wie etwa die „Unter- und Uberbau-

lehre“ der materialistischen Geschichtsauffassung), dann gerieten sie

mit der Erfahrung in Widerspruch.

Bei der geistigen Geschichtsauffassung dagegen wiesen sich über

die Stellung des Bösen, über vorsinnliche Bedingtheit der Geschichte

(Mystik, Schelling, Hegel), über die Notwendigkeit einer katego-

rialen Erkenntnis (versucht durch die Dialektik) grundsätzliche Über-

einstimmungen. Allerdings zeigten sich auch jene großen Abwei-

chungen und Gefahren, die in aller Metaphysik notwendig liegen.

Wir wollen daher im folgenden die metaphischen Untersuchun-

gen von den zergliedernden nach Möglichkeit trennen, indem wir

unterscheiden: die Vorfragen der Geschichtsphilosophie, welche

außer der Lehrgeschichte die Bestimmung des Begriffes der Ge-

schichte und die Logik der Geschichtslehre umfassen; ferner die ge-

schichtliche Kategorienlehre, welche die zergliedernde Geschichts-

philosophie im engeren Sinne darstellt; und schließlich die Meta-

physik der Geschichte.