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Und mannigfache Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.
Gelobt sei, mein Herr, durch die, welche verzeihen um Deiner Liebe willen
Und Schwachheit ertragen und Trübsal.
Glückselig die, welche sie ertragen werden in Frieden,
Denn von Dir, o Herr, sollen sie gekrönt werden.
Gelobt sei, mein Herr, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod,
Dem kein lebender Mensch entrinnen kann.
Wehe denen, die in Todsünde sterben werden,
Selig die, so sich in Deinen heiligsten Willen finden,
Denn der zweite Tod kann ihnen nichts Böses antun.
Lobet und benedeiet meinen Herrn und dankt ihm
Und dient ihm in großer Demuth!“
In Friedrich von Schillers „Lied an die Freude“ bricht die not-
wendige Einheit aller Geschöpfes-, Menschen- und Gottesliebe ge-
waltig durch:
„ . . . Seid umschlungen, Millionen,
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder — über’m Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen . . .“
Liebe des Menschen zu Gott, Liebe Gottes zu den Menschen,
Liebe des Menschen zum Menschen, Liebe des Menschen zu den
Verstorbenen, Liebe des Menschen zu allen Kreaturen, Liebe des
Menschen zur Natur — das alles sind allerdings schon begriffliche
Formulierungen, Deutungen, Folgerungen des erkennenden Geistes,
nachträgliche Gestaltungen der Frömmigkeit, nachträg- / liche Er-
hebungen zu Gott. Dennoch haben sie in jeder Form etwas von
innerer Notwendigkeit in sich. Denn sie wurzeln im Erlebnis einer
unverbrüchlichen Einheit. Sie liegen daher ihrem Grundgehalt nach
in der mystischen Erfahrung beschlossen. Aber allerdings ist nicht
zu vergessen, daß sie je nach den Begriffsmitteln und den sonstigen
Kulturinhalten, die dem Mystiker in Kunst, Wissenschaft, Gemein-
schaftsorganisation zur Verfügung stehen, doch auf verschiedene
Weise ausgebildet, in verschiedener Weise geltend gemacht werden.
Dies bedacht, verstehen wir einerseits die Verschiedenheit der
Liebeslehren in der Religionsgeschichte, andererseits die Unerläßlich-
keit des Liebesbegriffes für jede höhere Religion. Die weitgehende
innige Verwandtschaft, welche wir in diesen Punkten in der Mystik
aller Zeiten und in den von ihr mitbestimmten Religionen sehen,
ist damit erklärt.