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sem Baum, insofern der Stoff der Welt von ihm selbst genommen, er also selbst

diese Welt ist.

Und das Bild des Hängens am Baum oder der Selbstkreuzigung ergibt sich

daraus ebenfalls, da der zur Welt gewordene Gott Von sich selbst etwas hergab,

um die Welt zu schaffen, sich also durch die Bildung der Welt zugleich hinopferte,

was im Bild des Hängens am Baum ausgedrückt wird; es ist, christlich gesagt:

daß er sich gleichsam kreuzigte. Darum finden wir denn auch Wotan als hängend

am Baum abgebildet, was noch heute in der sogenannten „ h e i l i g e n K ü m -

m e r n i s “ — das heißt der göttliche Kummer, das göttliche Opfer — in Ober-

bayern, in der Umgebung von Mährisch-Schönberg (Nordmähren), in Winter-

thur und an gar manchen anderen Orten als Heiligenbild, in christlicher Form

(Heilige mit Bart) erhalten ist

1

.

Auch die Sage vom Riesen Mimir, wonach Wotan ein Auge opferte, um die

Welt, das heißt sich selbst, zu besehen (Weisheit zu gewinnen) erscheint uns nur

als ein anderes Gleichnis, eine andere Abbildungsweise derselben heiligen Sage,

derselben theologisch-philosophischen Lehre vom Wesen der Weltschöpfung als

eines Emanationsvorganges. — Anders das Bild des Weltbaumeisters oder Welt-

zimmermannes bei P l a t o n (Timaios), welches keine Emanation ausdrückt, son-

dern der Ideenlehre entspricht.

S o l c h e n t h e o l o g i s c h e n G e d a n k e n m u ß t e n s t e t s e i g e n e

K u l t f o r m e n u n d V e r e h r u n g s w e i s e n e n t s p r e c h e n .

Es will damit nicht gesagt sein, daß die theologisch-philosophischen Vorstel-

lungen, welche diesen und anderen Bildern von der Emanation zugrunde liegen,

naturalistisch und roh gewesen wären. Sie können im Gegenteil recht feinfügig

gewesen sein und philosophisch hoch gestanden haben, müssen aber, sofern in

Bildern gefaßt, allerdings vergröbert werden.

Zum Verständnis aller Opfer und Liturgien ist noch im beson-

deren die Erklärung der Bedeutung des F e u e r s nötig. Licht und

Feuer als Entsprechung des Göttlichen haben ihren Ursprung im

Lichterlebnis der Mystiker.

Vom esoterischen Bild der Gottheit wird es aber zum V e r -

g e g e n w ä r t i g u n g s m i t t e l der Gottheit vergröbert. Sie soll

sich im Feuer darstellen, daher ewiges Feuer im Allerheiligsten der

Tempel.

Nach H e r t e l ist es indogermanischer, jedenfalls altarischer

Glaube, daß die Opfergaben d u r c h d a s V e r b r e n n e n

s e l b s t i n ä t h e r i s c h e s L i c h t u n d ä t h e r i s c h e s

F e u e r v e r w a n d e l t w e r d e n , und daß sie dadurch zu den

Göttern in den Lichthimmel kommen

2

. Auch die L e i c h e n - /

V e r b r e n n u n g , so müssen wir folgern, hätte dann denselben

Sinn und wäre selbst eine Opferhandlung für den Toten, durch

1

Erich Jung: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit, München

und Berlin 1939, S. 22, 164 und 269.

2

Johannes Hertel: Die arische Feuerlehre, Teil 1, Leipzig 1925, S. 17 ff.

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