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Quelle . .. nicht benutzt werden“
1
, so können wir uns das nur aus
Verkennung der Mystik des vierten Evan- / geliums erklären. Wir
müssen antworten: Ganz im Gegenteil! Das Johannesevangelium
ist das echteste und das Hauptevangelium! Seine Mystik ist von
nirgends her ableitbar, sein Tiefsinn und seine Zeichen persönlichster
Vertrautheit mit Jesus und den geschichtlichen Vorgängen sind un-
abweislich, sind nicht zu verkennen. Sein Eingang gibt die Grund-
gedanken einer mystischen Philosophie wieder, die vom Meister
selbst angeregt sind.
B.
Die F l e i s c h w e r d u n g
Das dem neuzeitlichen Bewußtsein Anstößigste ist wohl der Satz
im Johannesevangelium (1, 14) „Und das Wort ward Fleisch...“
Auch um zu einem Verständnis dieser Lehre, der Fleischwerdung
des Logos, zu kommen, bedarf es des Rückganges auf die mysti-
schen Erlebnisse.
In der höchsten mystischen Einung fühlt sich der Mensch der
Gottheit nahe, ja göttlich, „ v o n G o t t g e b o r e n “
2
. Diese
verschwiegene und doch so oft berufene Erfahrung ist das tiefste Ge-
heimnis der Religion, die Achse, um die sich alles dreht. Daher die
Worte: „Ich und der Vater sind eins“
3
, „Wer mich sieht, der sieht
den Vater“ (14, 9): daher auch Petrus zu Christus: „Du hast Worte
des ewigen Lebens“ (6, 68); und dazu das Bekenntnis Christi „Der
Vater ist größer als ich“ (14, 28).
Dies alles liegt demnach in der Richtung jeder hohen mystischen
Innenschau, es folgt aus dem Wesen der Vergottung. Der hohe
Mystiker ist stets und mit Recht überzeugt, aus ihm spreche die
ewige Wahrheit. Aber — und dies kann man nicht genug würdigen
— noch kein Mystiker, von dem die Geschichte erzählt, wurzelte
und lebte je so sicher und tief in den jenseitigen Gründen des Seins,
im göttlichen Leben, daß er von sich im Sinn der Wesensgleichheit
sagte: „Ich und der Vater sind eins“, „Wer mich sieht, der sieht den
Vater“. „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der
1
Adolph von Harnack: Das Wesen des Christentums, Leipzig 1900, S. 12.
2
Johannes 1, 13.
3
Johannes 10, 30.