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Die Religionsphilosophie wird, indem sie die entscheidenden system-

fundierenden Erkenntnisse der beiden philosophischen Grundwerke

(Kategorienlehre und Pneumatologie) im metaphysischen Brenn-

punkte der Gesamtlehre integriert, zur Krönung des ganzheitlichen

Begriffsgebäudes.

„Religion ist Bewußtsein der Rückverbundenheit des Menschen

in Gott“

1

, ist Rückverbundenheitsbewußtsein. Dieses legt bei seinem

Vollzuge zwei Stufen zurück: „1. die Rückverbundenheit im Höch-

sten ergibt das Bewußtsein des höchsten Rückverbindenden oder

Gottes: wir nennen das die mystische Erfahrung; 2. die Rückverbun-

denheit in niederen Zentren — vor allem der Natur — ergibt das

Bewußtsein niederer rückverbindender Mächte oder Zentren: wir

nennen es die magische Erfahrung“

2

. „Liegen die ursprünglichen

Quellen der Religion im Vollzuge des Rückverbundenheitsbewußt-

seins, dann ist der wesenhafte, höchste Vollzug desselben, der mysti-

sche, die entscheidende Quelle aller Religionen“

3

. Die Mystik ist also

die wahre und höchste Quelle der Religionen; sie führt den Men-

schen — und zwar unmittelbar — zum Übersinnlichen. Erst die

unmittelbare innere Empfindung des Übernatürlichen aber kann im

Menschen die Gottesvorstellung lebendig machen. Es ist daher ein

Denkfehler und Irrtum, in Naturerscheinungen, Trauminhalten,

Verstorbenen, Furcht- und Wunschvorstellungen oder auch in der

Kontingenz, dem Erlebnis des Verloren- und Haltlosseins“ das ur-

sprüngliche religiöse Erlebnis zu suchen, „dem der Ruf nach end-

gültiger Sinngebung und Geborgenheit folge“. Erst muß die Gottes-

vorstellung durch die mystische Erfahrung im Menschen lebendig

sein, dann erst kann auch das Erlebnis des Verlorenseins in der Welt

zu Gott führen.

Aus der Mystik erwachsen die ursprünglichen religiösen Katego-

rien. Spann zeigt folgende solche ursprüngliche religiöse Kategorien

auf:

Gottesbewußtsein („die Urfrage der Religionsgeschichte wie der

Religionsphilosophie bleibt immer: woher kam dem Menschen das

Bewußtsein davon, daß es ein Übersinnliches, Göttliches, welches

1

Siehe oben S. 13.

2

Siehe oben S. 27.

3

Siehe oben S. 49.