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men und zu erklären. Es gibt nach Spann noch eine zweite Quelle
der Religion, nämlich die Magie.
„Dadurch, daß nunmehr die Teilmächte des menschlichen Geistes
je für sich göttlichen Einwirkungen zugeordnet werden; und daß
die göttliche Weltwirksamkeit ebenfalls in einzelne Teilmächte der
Natur zerstreut empfunden wird, entstehen im menschlichen Be-
wußtsein: die h o h e n G ö t t e r .
Eine neue Weltenstunde schlägt, die Vielgötterei wird geboren“
1
.
„Magie oder Zauber ist ein durch höchste Konzentration erlang-
ter Rapport mit dem inneren Zentrum eines Naturdinges oder gei-
stigen Wesens, und zwar unter Zuhilfenahme äußerer Entsprechun-
gen zum Zwecke der Dienstbarmachung dieser Wesen“
2
, also auch
Magie ist Versenkung, aber eine „die 1. nicht mehr in vollkomme-
ner Weltvergessenheit Gott allein zum Zentrum hat, sondern die
w e l t l i c h e n Z e n t r e n betrifft, und 2., die eine praktische Ein-
wirkung, eine D i e n s t b a r m a c h u n g bezweckt“
3
. „Die Mystik
zielt auf das Eine, die Magie auf eine unendliche Anzahl immateriel-
ler Zentren, sei es von geistigen, sei es von stofflich-natürlichen We-
senheiten“ — so wird die Magie „eine ungleich reichere Quelle kon-
kreter Religionsgestaltung als die Mystik“
4
. Hier werden nun die
vielerlei Möglichkeiten der Konkretisierung dargetan wie: ekstatische
Schauungen und Hörungen, Gesichte religiöser Führer, Schutzgei-
ster, Ahnenverehrung, Haus- und Staatsgötter, Vorahnungen, Vor-
zeichen, Orakel, Traum, magisches Heilwissen, Talismane und Fe-
tische, der Ritualismus, der Kampf der Götter und Titanen, Halb-
götter, Pneuma und Tabu; endlich können hier die inneren Gesetze
der Mythenbildung und der Welten der hohen Götter entwickelt
werden
5
: „Die Grundgesetze der Mythenbildung gehen gemäß der
religiösen Kategorien auf: die Gottverwandtschaft des Menschen
(Urmensch); die Theomorphie der Welt (Theogonien); die Unsterb-
lichkeit und das Schicksal der Seele nach dem Tode (Totenmythen,
Weltgericht); ferner gemäß den abgeleiteten Kategorien auf Erlö-
1
Siehe oben S. 154.
2
Siehe oben S. 157.
3
Siehe oben S. 162.
4
Siehe oben S. 165.
5
Siehe oben S. 191 ff.