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Kältnisse stehen als zu Dingen außerhalb
26
, dann kann man auch von diesem
Standpunkte aus leicht verstehen, daß dieser Organismus oder Supraorganismus
der Gesellschaft vor dem einzelnen M e n s c h e n gewesen ist“
27
.
Hiermit scheint mir trotz der Deutungsverschiedenheiten und Vor-
behalte Oppenheimers die Klarstellung dieses Punktes gefördert zu
sein. Franz Oppenheimer kann ich auch in einem anderen Gedanken
zustimmen, nämlich darin, daß die Sozialpsychologie noch keine
Gesellschaftslehre sei
28
. Weitere Punkte, die Oppenheimer berührte,
wie seine Ablehnung der Grenznutzenlehre, der er mit Recht vor-
warf, daß sie Psychologie mit Wirtschaftstheorie verwechsele; wie ins-
besondere seine Bestimmung der Gesellschaft als „Ding außer uns“,
als „fait social“, wie Durkheim will, brauchen hier nicht verfolgt zu
werden
29
. Mir scheint letztere Begriffsbestimmung nicht hinzureichen
und noch unfertig zu sein. Wir sind mit einem solchen Begriffe mei-
nes Erachtens genau am Anfange unserer Aufgabe, nämlich: die Na-
tur der Gesellschaft als G e i s t zu erkennen und diese Erkenntnis
auch so durchzuführen, daß wir das daraus folgende V e r f a h r e n
zu bestimmen vermögen.
3 . T ö n n i e s , S t o l t e n b e r g , W i l b r a n d t
T ö n n i e s ( K i e l ) begnügte sich mit dem Bekenntnisse zu
Naturalismus, Psychologie und Naturkausalität
30
. Das ist von wohl-
Kant einschlug, bevorzugen (die mir zu naturalistisch ist), sondern ich würde jene objektive
Richtung, die Platon und Hegel einschlugen, bevorzugen, falls man sich nicht an jene ganz
bestimmten Erklärungen halten will, die ich in meiner Kategorienlehre, in der Gesellschafts-
lehre und im Fundament der Volkswirtschaftslehre gab. (Anmerkung Othmar Spann.)
26
Diese Bestimmung könnte ich nicht annehmen, da sie meines Erachtens wieder zu
dem mechanischen Wechselwirkungsbegriffe (Beziehungsbegriffe) fuhren müßte. Es ist
meines Erachtens erst eine abgeleitete Frage, wo die engeren „Beziehungen“ sind, wesent-
lich ist vielmehr, daß alles „Bezogene“ g l i e d h a f t zu bestimmen ist, daß alles Einzelne
(die Glieder) nur dadurch ist, daß auch ein anderes ist! Erst durch diese Bestimmung entgeht
man dem N a t u r a l i s t i s c h e n in der Verfahrenlehre. (Anmerkung Othmar Spann.)
27
Verhandlungen, S. 140.
28
Verhandlungen, S. 138 f.
25
Verhandlungen, S. 137 f.
30
Verhandlungen, S. 130 f. — Es geschah mündlich noch entschiedener, als die gedruckte
Fassung — die infolge des Fehlens einer schnellschriftlichen Aufnahme von jedem Redner
erst nachträglich gegeben wurde — zeigt.