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„Komm’ her!“, so ist das eine andere Ursächlichkeit als die mecha-
nische.
Demgegenüber erkläre ich, daß „mein“ Ursächlichkeitsbegriff
nicht „simplifiziert“
42
, aber auch nicht zu den „Vorstellungen
eines primitiven Materialismus“
43
gehört, sondern kein anderer als
jener ist, den die gesamte europäische Philosophie seit Locke, Hume,
Bacon, Galilei, Newton bis Kant vertrat und den die nachhegelische
Philosophie des Materialismus bis zum modernsten Empirismus,
Agnostizismus, Akosmismus, Positivismus, Empiriokritizismus grund-
sätzlich immer festhielt
44
. Und den endlich auch die gesamte natu-
ralistische Soziologie Comtes, Spencers, Schäffles, Simmels und ihrer
Schulen anwendete!
Dieser Ursächlichkeitsbegriff besteht darin, daß lediglich die äußere
A b f o l g e der Erscheinungen, das heißt das Verhältnis Antece-
denz-Konsequenz im äußeren Ablaufe der Erscheinungen maßge-
bend sei, z. B.: auf Erwärmen folgt Steigen der Quecksilbersäule;
und im Besonderen noch die Gleichförmigkeit der Aufeinanderfolge,
ihre regelmäßige Wiederkehr. „Äußere Abfolge“ heißt nicht sinnvolle,
sondern m e c h a n i s c h e ; „gleichförmige“ Wiederkehr heißt
stete, regelmäßige (notwendige) Wiederkehr derselben Abfolge
45
.
So sagt Wentscher von Locke:
42
Verhandlungen, S. 133.
43
Verhandlungen, S. 134.
44
Vgl. Else Wentscher: Geschichte des Kausalproblems in der neueren Philosophie,
Leipzig 1921. — Etwas ganz anderes ist die „Lehre von den vier Prinzipien“, oder auch
„von den vier Ursachen“ genannt, des Aristoteles und der Scholastiker; sowie der nicht-
mechanische Ursächlichkeitsbegriff (= die Substanz bringt hervor, ist wirkendes Wesen)
bei Hegel. Vgl. darüber Kuno Fischer: System der Logik und Metaphysik oder Wissen-
schaftslehre, 3. Aufl., Heidelberg 1909, S. 355 ff. — Hierauf einzugehen, ist an dieser Stelle
kein Anlaß.
45
Auf wiederholte Angriffe erkläre ich nochmals nachdrücklich, daß nur d i e s e
b e i d e n M e r k m a l e , n ä m l i c h d e r m e c h a n i s c h e n u n d g l e i c h -
f ö r m i g e n A b f o l g e m e t h o d o l o g i s c h f ü r d e n
U r s ä c h l i c h k e i t s b e g r i f f i n F r a g e k o m m e n ; denn sie allein begründen
das mathematische Verfahren der Naturwissenschaften, sie allein deren
m a t h e m a t i s c h e n F u n k t i o n s b e g r i f f (Beispiel: die Vergrößerung des
Umfanges der Kugel ist eine F u n k t i o n derVergrößerung ihres Radius — diese
„mathematische Funktion“ ist aber himmelweit ver-schieden von der „teleologischen Funktion“
oder sinnvollen Verrichtung, sinnvollen Lei-