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Säuge- und Huftiere, es muß der Unterschied zu ähnlichen Tieren
m i t g e d a c h t werden. Und es werden seine Eigenschaften ebenso
mitgedacht. Das ist so selbstverständlich nicht, denn ein Kind muß
das erst lernen, solange es jedes Tier mit dem Namen seines ihm
vielleicht vertrauten Spieltieres benennt oder jeden Mann als Vater
anspricht.
Es findet der alle Logik begründende Satz der I d e n t i t ä t oder
der S e l b g l e i c h h e i t seine höhere und zuletzt m e t a -
p h y s i s c h e Entsprechung in dem Begriffe der S e l b f r e m d -
h e i t . Ein Schritt von nicht abzusehender Tragweite! Und es wird
der das logische Denken überhaupt erst verständlich, ja möglich
machende Grundsatz der M i t g e d a c h t h e i t (Principium
conscientis) ganz neu eingeführt.
Damit werden die logischen Grundsätze der überkommenen Logik
gewaltig überhöht und eingeordnet in das Seinsgefüge des Kosmos;
die Logik als Wissenschaft vom Denken wird rückverbunden dem
Logos als der Quelle des Seins!
B . D e r B e g r i f f : d a s „ e i n g e w i c k e l t e “ ;
d e r S c h l u ß : d a s „ e n t f a l t e t e “ U r t e i l
Das Gebäude der Wissenschaft vom Denken baut sich auf diesen
Grundsätzen auf und erstreckt sich bekanntlich auf die Lehren vom
Begriff, vom Urteil und vom Schluß. Infolge ihrer Seinsfremdheit,
ja Seinsfeindlichkeit (Trennung von Denken und Sein) hat sich die
überlieferte f o r m a l e L o g i k immer mehr dem Individualismus
und Atomismus ausgeliefert. Dieser setzt den B e g r i f f aus der
Summe seiner Merkmale zusammen, die durch Urteile gefunden wer-
den. Das U r t e i l wäre demnach die Grundfunktion des logischen
Denkens. Die mehr formalistischen Richtungen sehen dagegen auch
vom Inhalt ab und verlegen den Schwerpunkt der Logik in den
S c h l u ß und seine kunstvollen und gekünstelten Schlußfiguren.
Ganz anders erschaut schon Schelling die Zusammenhänge, wenn
er mit genialem Tiefblick erkennt, „daß im einfachen Begriff schon
das Urteil vorgebildet, im Urteil der Schluß enthalten, der Begriff