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also nur das eingewickelte, der Schluß das entfaltete Urteil ist, Be-

merkungen, die für eine künftige höchst wünschenswerte Bearbeitung

der edlen Vernunftkunst hier niedergelegt werden“

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. Da aber

„Einwickelung“ vor „Auswickelung“ ist, so kann nur dem Begriffe

der Vorrang vor den beiden anderen zukommen! Eine Feststellung,

die sich vielleicht sehr akademisch, ja abstrakt ausnehmen mag, von

der aber die Richtung und Entwicklung (Auswicklung) der Wissen-

schaften so sehr bestimmt ist, daß in den Vorrangsätzen der Logik

mehr weltgeschichtliche Bedeutung liegt als in dem Ausgange so

mancher Schlacht.

1. D e r Begriff

Über die B e g r i f f s l e h r e soll hier nur so viel angedeutet

werden, daß daraus ersichtlich wird, wie sehr die Ganzheitslehre ge-

eignet ist, die erstarrte Logik aus ihrer Verkrampfung zu befreien,

nämlich Grundlegendes über die Bildung des Begriffes, die Ein-

teilung der Begriffe und den Umfang der Begriffe.

a . D i e B e g r i f f s b i 1 d u n g

Sie erfolgt nach der e m p i r i s t i s c h e n Meinung aus Vor-

stellungen, aus Sinneseindrücken. Sollte man ernstlich versucht sein

zuzugestehen, daß irgendein sinnlicher Begriff aus immer wieder-

kehrenden Merkmalen und Vorstellungen allein entstünde und sich

demnach aus der Summe dieser Merkmale zusammensetze, so ergibt

sich schon die Frage, ob damit ein Mensch jemals zu Rande kom-

men könnte, weil ja die Hauptmerkmale aus Teilen bestehen, diese

Teile wieder aus Teilen und so fort ad infinitum. Wie aber sollte aus

Einzelmerkmalen der Begriff des Hasses, der Ehre, des Geizes ent-

stehen? Die empiristische Auffassung ist nicht nur ganz äußerlich,

sondern zudem weltfremd und unvollziehbar!

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Friedrich Wilhelm Josef Schelling: Die Weltalter, in: Schriften von 1813—1830,

Darmstadt 1968, S. 20.