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komme und nicht zukomme. Ist der Kreis rund, so kann er nicht vier-
eckig sein. Daß aber sogar die Philosophie sich über diesen Grundsatz
hinwegsetzen kann, zeigt das Beispiel vom sogenannten „Außersein“
bei Meinong, wozu etwa das runde Viereck gehört, welches zwar
nicht existiert, aber doch ein gedankliches „Außersein“ haben soll.
(3) Der Satz vom a u s g e s c h l o s s e n e n D r i t t e n ist
eigentlich nur eine Abwandlung des vorigen; dieser (der Satz des
Widerspruches) aber nur die Umkehrung des Satzes der Identität, so-
daß Spann zeigen kann, daß diese d r e i Grundsätze auf einen
e i n z i g e n , a u f d e n d e r E i n e r l e i h e i t zurückgehen, wie
überhaupt die Ganzheitslehre der Logik nicht nur eine wesentliche
Bereicherung zu geben imstande ist, sondern deren im Laufe ihrer
Entwicklung immer mehr von Spitzfindigkeiten durchsetztes System
in großartiger Weise vereinfachen kann.
(4) Der vierte Grundsatz, wonach alles, was ist, nur aus einem
z u r e i c h e n d e n G r u n d e besteht, wurde erst von Leibniz in
die Logik eingeführt. Es gibt also nur z w e i wahre Grundsätze:
den der I d e n t i t ä t u n d d e n d e s z u r e i c h e n d e n G r u n -
d e s .
Dem Grundsatze der Identität aber vermag die Ganzheitslehre über-
haupt erst eine brauchbare Anschaulichkeit zu verleihen, indem sie
aufzeigt, daß mit einer absoluten, also isolierenden Identität, wie sie
seit den Griechen in der Logik gelehrt worden ist, das Denken eigent-
lich gar nicht begründet werden kann. Denn nichts besteht für sich
allein, alles ist nur als Glied eines Ganzen, ist in diesem mit den
anderen Gliedern enthalten, daher auch der Begriff, auf welchem das
logische Denken sich aufbaut! Die ganzheitliche Kategorienlehre
zeigt uns einsichtig, daß nichts nur es selbst ist, nichts nur ein s e l b -
g l e i c h e s Sein hat, daß diesem vielmehr ein s e l b f r e m d e s
Sein zugrunde liegen muß.
Der Gedanke ist als ein gedachter und in der Gedankenkette
weiterzudenkender nicht nur für sich selbst da, sondern muß im
Geiste des Denkenden erhalten bleiben, damit sich daran Folgege-
danken knüpfen können; er kann auch als Begriff nicht isoliert wer-
den, sondern muß sich in übergeordnete Begriffe sinnvoll einordnen,
muß zugleich die Unter- und Nebenbegriffe in sich enthalten. Im
Begriffe Pferd muß seine gliedhafte Stellung in der Ordnung der