Table of Contents Table of Contents
Previous Page  208 / 413 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 208 / 413 Next Page
Page Background

208

Geheimnisvolles an sich haben soll“ („Ganzheitliche Logik“, Bd 17,

53). Und Spann vermag diesem Geheimnis etwas zu entlocken, das

der Logik seit ihrer Geburt vor mehr als zweitausend Jahren ver-

schlossen geblieben war. Er vermag die vier logischen Grundsätze

noch zu überhöhen, und zwar eben durch jenen so selbstverständlich

scheinenden und doch nur in der Hand eines schöpferischen Geistes

fruchtbar werdenden, viel tieferen Grundsatz seiner eigenen Lehre:

Alles, was ist, ist Glied eines Ganzen.

Die vier logischen Grundsätze sind:

(1) Der Satz der I d e n t i t ä t , wonach ein Begriff im Laufe

einer logischen Operation in seiner Bedeutung festgehalten werden

muß. Auch er klingt sehr selbstverständlich, und doch sind auf seine

Nichtbeachtung größte Fehler der Philosophie und Wissenschaft

zurückzuführen. Schon die sophistischen Trugschlüsse, die Aristo-

teles den Anlaß gaben, die Logik und ihre Hauptgrundsätze in solcher

Schärfe herauszuarbeiten, beruhen darauf. Der Empirismus wagte

zwar nicht, den Satz der Identität umzustoßen, merkte aber nicht,

wie sehr er selbst in seinem Spitzenvertreter Hume (und dessen

modernen Nachfahren mit ihrer Psychologie ohne Seele) gegen diesen

Satz verstößt; denn wenn die Seele nur ein „Bündel von Vorstel-

lungen“ ist, wie soll sie dann im Laufe eines Lebens mit sich selber

noch identisch sein, wo doch immer neue und andere Vorstellungen

hinzukommen? Hier zeigen sich die destruktiven Folgen, wenn

eine Philosophie glaubt, Denken und Sein trennen zu dürfen und den

Grundsatz der Identität gerade noch für das abstrakte Denken, nicht

aber für das Sein und schon gar nicht für das Sein des Geistes an-

wenden zu brauchen. So verstehen wir auch erst recht, daß Spann,

der alle diese Folgen sah und die eigentlichen Wurzeln erkannte, aus

denen das alles wahre Geistesleben abtötende Unkraut herauswucherte,

entzückt war, wenn er nun doch etwas vorfand, das dem Geiste Halt

und Grundlage gibt, wenn er sich mit einem Wanderer vergleicht, der

aus dem Nebelmeer in die klare Gebirgswelt hinaustritt. Hinter den

trockenen Lehrsätzen der Schule die Quelle von Untergang und Auf-

stieg zu erkennen und selbst etwas zu diesem beitragen zu können

und jenen aufzuhalten, das macht den echten Philosophen aus!

(2) Der Satz des W i d e r s p r u c h e s lautet nach Aristoteles:

Es ist unmöglich, daß dasselbe demselben in derselben Beziehung zu-