Table of Contents Table of Contents
Previous Page  29 / 413 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 29 / 413 Next Page
Page Background

27

keit ... es ist gar nicht möglich, sich international“ zu unterrichten,

sondern man kann nur immer bei Franzosen, Engländern und Deut-

schen usw. in die Schule gehen, stets in eine verschiedene, eine

bestimmte Schule;. . . jedes Volkstum soll trachten, das Höchste

der Menschheit in sich zu erbilden und auf seine Weise darzustellen.

Diese einzig echte Art von Weltbürgertum kann also gerade nur auf

völkischer Grundlage aufgebaut werden. — Auch ist ,Volkstum“

nicht das absolut Letzte. Es wird überhöht von dem geschichtlichen

Kulturkreise, in dem es lebt, in dem es Glied ist, bei uns dem christ-

lich-abendländischen Kulturkreise . . .“

12

.

Daß Spann nicht reaktionär gewesen ist, erhellt schon aus der

Tatsache, daß er niemals den Zusammenbruch der Monarchie als

solchen bedauerte. Dies trotz seiner Ansicht, die Monarchie sei

die in der Geschichte weitaus am stärksten bewährte Staatsform,

und trotz seines begeisterten Einsatzes als Soldat.

Angesichts der geschichtlichen Lage war es naheliegend, daß

Spann sich in der Brünner Zeit auch mit dem Kriege und den wirt-

schaftlichen Begleiterscheinungen des Krieges theoretisch ausein-

andersetzte: 1913 erschienen dazu die Abhandlungen „Zur Sozio-

logie und Philosophie des Krieges“ und „Theorie der Preisverschie-

bung als Grundlage zur Erklärung der Teuerungen“; 1915 „Ein

Beitrag zur volkswirtschaftlichen Theorie des Krieges und der Kriegs-

kosten“; 1920 dann „Vom Wesen der Papiergeldvermehrung“, als

zugleich grundlegender und originärer Beitrag zur Theorie der Infla-

tion.

Erwähnt sei auch, daß die Brünner Zeit Spann wichtige, für sein

späteres wissenschaftliches Schaffen bedeutsame Freundschaften

brachte: So mit Karl Faigl, dem Verfasser des 1926 erschienenen

Werkes „Ganzheit und Zahl“

13

, und dem Physiker Erwin Lohr,

einem Vertreter der Stetigkeits- oder Kontinuitätsphysik; deren

Anregungen in Richtung einer nichtkausalen bzw. wenigstens nicht

durchgehend kausalen Naturwissenschaft fanden ihren Niederschlag

in der Spannschen „Naturphilosophie“ (Bd 15). Zu diesem Freun-

12

Josef Lob: Othmar Spann — ein konservativer Denker, in: Criticon, Heft 12, München

1972,S. 166.

13

Jena 1926 (= Ergänzungsbände zur Sammlung Herdflamme, Bd 2).