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[503/504]

von der Gültigkeit der Aufgabe des Standes innerhalb des geistig-

sittlichen Gesamtlebensinhaltes, der Kultur, von der Fruchtbarkeit

des Handelns, das der Stand organisiert. Wie bei aller Anstalt wird

die Herrschergewalt zuletzt begründet durch die Gültigkeit der Sa-

che, die Fruchtbarkeit für die Sache: die S a c h s o u v e r ä n i -

t ä t t r i t t a n d i e S t e l l e d e r V o l k s s o u v e r ä n i t ä t ,

Sachlichkeit an die Stelle subjektiver Willkür. (Derselbe Sachver-

halt bei jeder Veranstaltung

1

.)

Dieselbe Souveränität oder Herrschergewalt, diejenige, die sich

aus dem Sachgehalte seiner Aufgabe im Gesamtganzen des Lebens

der Gemeinschaft ableitet, hat auch der Staat. Dazu kommt aber

noch eine andere, eine bevorzugte: diejenige, die er als Höchststand,

als Leiter und Richter aller anderen Stände ausübt. Der Staat hat

also zweierlei Souveränität oder Herrschergewalt: die ihm a r t -

e i g e n e H e r r s c h e r g e w a l t , die ihm aus seinen eigenen

Standesaufgaben zukommt, und die o b e r l e i t e n d e H e r r -

s c h e r g e w a l t , diejenige, die ihm als Höchststand zukommt. /

B. Die A u f g a b e n d e s S t a a t e s

Die individualistischen Theorien haben eine hohle „Staatszweck-

lehre“ entwickelt, in der man, sobald politisch das „laissez faire“,

das Mindestmaß der Staatsaufgaben nicht mehr zog und zur Folge-

richtigkeit der Mut mangelte, vom „Rechtszweck“ (als Recht auf

Sicherheit und Eigentum ebendasselbe wie das „laissez faire“, vom

„Wohlfahrtszweck“, „Kulturzweck“ und dergleichen faselte und sich

nicht scheute, demgemäß einen „Rechtsstaat“, „Wohlfahrts- oder

Polizeistaat“ und „Kulturstaat“ zu unterscheiden. Auch von „Macht-

zweck“ wird geredet, was aber ebensoviel Sinn hat, wie wenn man

dem menschlichen Organismus den „Blutzweck“ oder „Muskel-

zweck“ zuschreiben wollte.

Nach der universalistischen Auffassung ist der Staat ein Stand,

und er hat daher die ihm arteigenen Aufgaben und die Aufgaben

als Höchststand zu erfüllen. Dadurch ist auch der innere Bau des

Staates bestimmt.

Siehe oben S. 513 f.