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ein bloß mathematischer Durchschnitt keine konkrete Wirklichkeit be-
zeichnet.
Kein mathematischer Durchschnitt also will der Begriff der „Höhenlage"
sein, sondern nicht mehr als ein statistischer Hilfsbegriff; und will daher nur
vergleichsweise, keineswegs theoretisch genau genommen werden, wie etwa
fälschlich der Begriff des „natürlichen Zinsfußes" in der individualistischen
Theorie des Bankdiskonts, die ein bestimmtes Niveau als idealerweise er-
reichbare Wirklichkeit fälschlich voraussetzt; oder wie der Begriff des einen
Preises, der auf einem Markte bei freiem Wettbewerbe idealerweise gelten
soll. — Unser Begriff der Höhenlage der Leistungen will nur sagen, daß
eine große Güterfülle jeweils bestimmte Wirtschaftstätigkeiten erlaubt, die
für eine ärmere Wirtschaft unmöglich sind.
VIII. Wirtschaftspflege und Verteilung
Auch ergibt sich aus jenem Satze eine Folgerung für das Ver-
hältnis von Kapital höherer Ordnung und Verteilung. Kapital hö-
herer Ordnung ist „mitgestaltend“, also auch die Leistungsgliede-
rung, die Verteilung gestaltend. Man denke/an die Sozialpolitik.
Je höher der absolute Leistungsstand, je höher der Gesamtwohl-
stand einer Volkswirtschaft ist, um so wirksamer kann durch Kapi-
tal höherer Ordnung die Verteilung mitgestaltet werden, um so
wirksamer kann insbesondere die Sozialpolitik einsetzen. Das folgt
auch aus dem Gegenteil, denn „wo nichts ist, hat der Kaiser das
Recht verloren“.
Damit haben wir aber die Frage der volkswirtschaftspolitischen
Beeinflussung von Verteilung und Preis überhaupt berührt. Uber
unsere grundsätzliche Stellung dazu kann nach allem Vorangegan-
genen kein Zweifel sein.
Wenn, wie wir erkannten, nicht die Verteilung von der Preis-
bildung abhängt, sondern die Ausgliederung der Wirtschaft schon
eine bestimmte Verteilung der Leistungen bedeutet und damit auch
die Verteilung der Leistungsergebnisse (Erzeugnisse) vorbestimmt,
damit endlich auch die Preisordnung vorwegnimmt, „Verteilung“
sich also durch die Preise hindurchsetzt, dann hat zum Schlüsse auch das
Märchen von der mechanischen Naturgesetzlichkeit der Preis-
bildung auf dem Markte, die Meinung, wonach ein Sichaufbäumen
gegen diese Preisbildungen, z. B. gegen katastrophale Kursstürze auf
der Böse und verheerende Teuerungen auf dem Warenmarkte,
nichts anderes sei als ein „Anbellen des Mondes“, wie jüngst ein