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Wirtschaft, also auf seine Verrichtung im Wirtschaftsganzen, nicht

auf „Eigennutz“, nicht auf „Interessen“.

Kennzeichnend für die Verworrenheit und Desorientierung die-

ser Kreise ist auch, daß sie noch vor wenigen Jahren bei verschiede-

nen Gelegenheiten den Kapitalismus verteidigten. Selbst das Treiben

an der Börse nach laissez-faire-Grundsätzen, die nur notdürftig mit

christlichen Vorbehalten versehen waren, wurde noch verteidigt! Das

beweist abermals, daß die individualistischen Gesichtspunkte in dem

solidaristischen Denken durchaus vorherrschten und erst n a c h -

t r ä g l i c h durch sittliche und religiöse Beschränkungen gemildert

wurden. G e r a d e d a s i s t i m m e r d a s B i l d d e s I n d i -

v i d u a l i s m u s , d a ß e r e r s t n a c h t r ä g l i c h d i e

S c h ä d e n , d i e s i c h a u s d e m a t o m i s t i s c h e n B a u

v o n S t a a t u n d W i r t s c h a f t e r g e b e n , z u b e

s

s

e

r

n

t r a c h t e t .

/

Über die letzte Tatsache, auf die man hier stößt: daß der religiöse

Gedanke ein im höchsten Sinne organisches Weltbild fordert, daß

ihm darum auch nur eine im höchsten Sinne organische Gesellschafts-

und Wirtschaftsauffassung entspricht — haben sich die Solidaristen

nie Rechenschaft gegeben.

Nirgends so sehr wie in der Gesellschaftslehre ist die theoretische

Unklarheit von ungeheurem politischen Ausschlag. Daher ist das

Treiben der sogenannten Solidaristen leider keine bloß wissenschaft-

liche Angelegenheit. Können nur Halbwisser sich auf die Seite eines

Systems schlagen, das wissenschaftlich weder von Freund noch Feind

jemals ernst genommen wurde (denn wo war im wissenschaftlichen

Schrifttum je vom „Solidarismus“ die Rede), so können auch nur

politische Dilettanten, die nicht wissen, was an der Zeit ist, heute

auf das Lauwarme, Unzulängliche und Gemischte zurückgreifen! Im

übrigen mögen sich die „Liberalen, die in die Kirche gehen“ gebär-

den, wie sie wollen: daß der Individualismus sowohl wirtschaftlich,

als Kapitalismus, wie politisch, als formale Demokratie, schon ein

l b d L i h i kö

i i h h ä d

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