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IX.

Individualismus — Universalismus

die Grundtheorien der Gesellschaft

1

Bei den Begriffen Individualismus und Universalismus handelt es

sich um die letzte grundsätzliche Erklärung aller gesellschaftlichen

und wirtschaftlichen Erscheinungen, demnach um nichts Geringeres

als um die letzten Grundbegriffe der Gesellschaftslehre und Volks-

wirtschaftslehre.

Diese Erkenntnis ist heute weder bei den herrschenden Richtun-

gen der Gesellschaftslehre noch der Volkswirtschaftslehre vorhanden.

Sowohl der naturalistischen Gesellschaftslehre wie der geschichtlichen

und der abstrakten Richtung der Volkswirtschaftslehre fehlt sie,

aber hauptsächlich aus dem Grunde, weil sie alle unbewußt auf indi-

vidualistischem Standpunkte stehen. In Wahrheit sind alle großen

Fragen der wirtschaftlichen Theorie zuletzt ganz von der individua-

listischen oder universalistischen Auffassung der Wirtschaft abhängig:

Ob Freihandel oder Schutzzoll, ob metallistische oder organische

Auffassung des Geldes, ob mechanistische oder nichtmechanistische

Auffassung des Preises, ob freier Wettbewerb oder organisierte

Wirtschaft, ob Steuer nach dem Entgeltungsgrundsatz („Leistung

nach Gegenleistung“) oder nach dem sogenannten Opferausgleich

(„Leistung nach Leistungsfähigkeit“), ob Selbsthilfe oder Sozialpoli-

tik dem Wesen der Wirtschaft entsprechen — diese und tausend

andere Entscheidungen hängen durchaus von der individualistischen

oder universalistischen Einstellung der Untersuchung ab.

1

Zuerst erschienen in: Handwörterbuch des

Kaufmanns, herausgegeben von Karl

B Bd 3 H b 1923 S 18 ff Hi