Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3388 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3388 / 9133 Next Page
Page Background

358

Voraussetzungen durch den Rückgriff auf die Kausalität (bleibt)

eine nicht verwirklichte Forderung.

„Wenn man den wissenschaftlichen Charakter der Sozialwissen-

schaften gewährleisten will, muß man daher Objektivitätsbedingun-

gen festsetzen, die sich auf den effektiven Gebrauch der Wertvor-

aussetzungen beziehen, ohne eine Neutralisierung anzunehmen, die

nicht möglich ist.“ Als Regeln für den Gebrauch der Wertvor-

aussetzungen nennt Rossi ihre ausdrückliche Nennung, ihre Ver-

wendung als unter Beweis zu stellende Arbeitshypothesen und ihre

Bewährung durch die Erfahrung. Rossi kommt daher zu dem Er-

gebnis: „Die Gestaltung des Begriffs der Wertfreiheit bei Weber

erscheint heute kaum noch haltbar...“. „Andererseits ist auch die

Kausalität keine innere Garantie für die Objektivität der Sozial-

wissenschaften ... weil die von ihnen gegebene Erklärung keine

kausale Erklärung ist.“ „ ... Der Begriff der Wertfreiheit muß der

neuen Auffassung von Wissenschaft, die die gegenwärtige Metho-

dologie erarbeitet hat, und den neuen Aufgaben der Sozialwissen-

schaften angepaßt werden“

1

.

Was Rossi hier als „gegenwärtige Methodologie“ zeigt, ent-

spricht der aus der ganzheitlichen oder universalistischen Grund-

entscheidung folgenden Methode und deren Bewährung in der Er-

fahrung. Diese kann das „nachidelogische Vakuum und damit die

geistige Niveaulosigkeit oder den Dilettantismus überwinden, den

Helmut Schelsky der deutschen Soziologie vorwarf

2

.

Aus der analytischen Erkenntnis, daß alles Sein ganzheitlich

ist, folgt für Spann auch die Ablehnung von Max Webers Reli-

gionssoziologie, weil sie die Religion als eine Sammlung diesseitiger

Vorgänge und Beziehungen sieht, die empirisch beobachtet werden

könnten

3

. Auf diesem Wege ist „das größte metaphysische Gebiet

der menschlichen Gesellschaft und Geschichte“, als das Spann die

Religion erkennt, nicht zu erfassen.

1

Max Weber und die Soziologie heute, S. 91 ff.

2

Helmut Schelsky: Ortsbestimmung der

deutschen Soziologie, Düsseldorf 1959,

3

Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur

Religionssoziologie, Bd 3, Tübingen

1920, Wirtschaft und Gesellschaft, III.

Abteilung des Grundriß der Sozialökono-