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heute in unsern Lehrbüchern), sondern als von seiner Eigenschaft her

bestimmt G l i e d zu sein, als von der Ganzheit her bestimmt, das

heißt zuletzt von der höchsten Ganzheit gebaut und geschaffen. „Jede

einzelne produktive Kraft kann nur produzieren ... sofern sie selbst

wieder von einer höheren produktiven Kraft produziert... wird.

Hört der Staat auf sich zu produzieren ... so hören alle die kleineren

Produktionen . . . von selbst auf.“

Im Besonderen möchten es zwei Arten sein, wie Adam Müller den

Begriff von Ganzheit angewendet hat. Die erste wurzelt in der „dia-

lektischen Methode" der Fichtischen und Schellingischen Philosophie,

eine Methode, die Marxen zu einem grotesken Mechanismus, ihm aber

zu organischem Schauen wurde. Er faßt in dieser Denkweise eine

wirtschaftliche Erscheinung als das Gegenglied (das —) zu einem

andern (dem +) auf und sucht nun die Synthesis, das heißt aber bei

ihm die höhere Ganzheit, die diese gegensätzlichen Glieder in sich

vereinigt und versöhnt, organisch ausgebiert. Adam Müller sagt hier-

über

1

: „Die Natur hat. .. dem Menschen in allen Verhältnissen zwei

Wesen im Widerstreit, im Gegensatz vorgelegt. Dieser Streit ist nie

ganz aufzulösen: denn sonst würde die dann erreichte wirkliche ewige

Einheit eine tote und starre sein; dagegen hat sie uns die Einheit nicht

als eine endliche, sondern als eine unendliche Aufgabe vorgelegt,

damit der Mensch ohne Ende etwas zu vereinigen und aufzulösen

habe, und ein lebendiges Streben nach Einheit, worauf allein es an-

kommt, immer aufrecht erhalten werde.“ — Die andere Fassung ist

die, eine Erscheinung schlechthin als Glied eines Baues einander ent-

sprechender Glieder (in bloßer Wechselseitigkeit) zu bestimmen, ohne

daß die Grundeigenschaft: des Gegensatzes als differenzierende Kraft

erforderlich wäre. (Sowohl das angeführte Beispiel des Geldes wie

der Produktivität beleuchtet dies.) „Gegensätzlichkeit“ und „Glied-

haftigkeit“, das sind zwei Urkategorien, mit denen Adam Müller

arbeitet — und mit denen wir zu arbeiten verlernt haben.

Adam Müller konnte keine Schüler um sich versammeln, die seine

Begriffe ausgebildet, die sie zu einem strengen, klar gefügten Ge-

bäude verbunden, die seine Arbeit fortgeführt hätten. Das gilt es

nun nachzuholen. Wer aus dem Irrweg der geschichtlichen Schule,

1

Adam Müller: Die Elemente der Staatskunst, herausgegeben von Jakob

Baxa, Bd 2, Jena 1922, S. 282 (= Die Herdflamme, Bd 1).

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