Der Zweck der Sammlung „Herdflamme“ ist, die Grundwerke der
Gesellschaftswissenschaften aller Zeiten und Völker, die heute zum
Teil schwer erreichbar, zum Teil geradezu verschollen, zum Teil
überhaupt noch unbeachtet sind, in erklärenden und einführenden
Ausgaben wieder zugänglich zu machen.
Unsere Zeit braucht die großen Meister wieder, sie muß auf die
Grundgedanken der großen Kulturen zurückgehen. Denn während
wir uns in den gesellschaftlichen Wissenschaften vielfach in Neben-
entwicklungen verloren (so, indem die Volkswirtschaftslehre der Wirt-
schaftsgeschichte, die Gesellschaftslehre der Seelenkunde und Völker-
kunde, die Staatstheorie der Rechtslehre verfiel), haben wir in Krieg
und Zusammenbruch die g a n z e G r ö ß e , d i e ü b e r m ä c h -
t i g e W i r k l i c h k e i t v o n S t a a t , G e s e l l s c h a f t u n d
N a t i o n e r l e b t . Zurück zu den Meistern, zurück auf die großen
Grundanschauungen in der Staats- und Gesellschaftsauffassung —
diesem Gedanken will die Sammlung dienen.
Unsere akademische Wissenschaft hat sich des Studiums der alten
Meisterwerke fast gänzlich entwöhnt. Gleich den induktiven Natur-
wissenschaften, bei denen der äußere Fortschritt in Versuch und Er-
fahrung fast unmittelbar auch der innere Fortschritt in der Erkennt-
nis des Gegenstandes selbst ist, die daher die älteren Leistungen mit
vielem Recht als überholt zurückstellen und mehr einer entwicklungs-
geschichtlichen Betrachtung überantworten konnten; haben auch die
gesellschaftlichen Wissenschaften die grundlegenden Leistungen frü-
herer Zeiten als veraltet und überholt anzusehen sich gewöhnt, so
daß Geschlechter hindurch die gröbsten Irrtümer über die „Klassiker“
durch das Schrifttum geschleppt werden konnten und Grundwerke,
wie jene Platons, Aristoteles’, Augustinus’, Thomas’, Adam Müllers,
Hegels, Krauses oft nur dem Namen nach bekannt sind. Diese Nach-
äffung der Naturwissenschaften ist aber auf dem geisteswissenschaft-
lichen Gebiete (und ein solches bilden die Gesellschaftswissenschaften
durchaus) verhängnisvoll. Sie verkennt, daß die äußere Stoffsamm-
lung, wie sie in Statistik, Beschreibung, Wirtschaftsgeschichte und
dergleichen vollzogen wird, an sich erst nur einen Fortschritt der
äußeren Kenntnisse, aber durchaus noch keinen Fortschritt der Wis-
senschaft selbst, das ist des Begriffes, der Erkenntnis des Zusammen-