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deutschen Sprache hin. „Danken“ kommt von denken, gedenken.
Undankbar ist, wer des Geschehens nicht zu gedenken, es innerlich
nicht lebendig zu erhalten vermag. Undankbarkeit ist also eine ge-
wisse Art des Schwachsinns. Wer das Erfahrene nicht in sich fort-
leben läßt, es nicht festhält, kann seiner nicht gedenken; wer seiner
nicht gedenken kann, kann auch nicht dankbar, kann daher auch
kein sittlicher Mensch sein. — Ähnlich das Wort „Minne“. Minnen
heißt liebend gedenken. Wo kein Gedenken, wo kein Fortleben des
Vergangenen im Gegenwärtigen, dort keine Liebe (auch kein Haß).
— Undankbare und lieblose Menschen, so sagt also die Sprache, sind
jene, die Vergangenheit in der Gegenwart nicht lebendig zu erhal-
ten vermögen, das heißt aber: jene, die keine Geschichte in sich
bilden können. Innere Geschichtslosigkeit ist sittliche Krankheit,
geistige Armut.
Darum ist kein Mensch ganz und gar ohne Geschichte. Aber, je
größer der Mensch, umso mehr innere Geschichte erzeugt er in sich.
Nicht etwa, daß der Mensch ein Gedächtnis- / genie sein müßte, —
die formelle Erinnerung allein tut es nicht; es handelt sich um die
Kraft, das Erworbene festzuhalten und fruchtbar zu machen. — Im
„Recordare“ des Requiems von Mozart ist der Erinnerungszauber
vorgeführt, der in zarter Innigkeit Altes erweckt, herauflockt, be-
schwört und die ganze Magie des Vergangenen als eines Unverlore-
nen offenbart
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Wie im Einzelnen, so im Ganzen. Das folgt schon aus der geistigen
Gliedhaftigkeit des Einzelnen (auf die wir später noch zurückkom-
men werden). Auch Staaten und Völker müssen von ihrer Vergan-
genheit durchlebt sein. Die großen Kulturvölker, die wir kennen,
zeigen schon auf den ersten Blick einen kräftigen geschichtlichen
Sinn. Die großen Völker der alten Zeiten sind gar nicht zu denken
ohne ihre tief eingreifenden, Leben, Staat und Menschen gestalten-
den Überlieferungen. Freilich muß die Geschichte nicht die Form
der Chronik haben, wie etwa bei den Ägyptern, noch die Form ge-
schichtlicher Gelehrsamkeit, wie im nachsokratischen Griechentum.
Kalender, Mythos, Heldenlied, mündliche Erzählung, Sippen- und
Stammesüberlieferungen sind lebendige Geschichte. Mahabharatam,
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Erika Spann-Rheinsch: Mozarts Requiem, in: Wiener Kirchenblatt, Jg 8,
Wien 1926, Nr 44, S. 7.