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bau und Unterbau“, sondern ist ein Ganzes geistiger Art, das sich nach einer
bestimmten Ordnung ausgliedert. Die Ausgliederungsordnung ist aber bestimmt
durch die Teilganzen des Geistes und des Handelns, welche Teilganzen selbst
wieder in einem Stufenbau erscheinen. Vor allem aber stimmt der Lauf der
Geschichte mit den Behauptungen der materialistischen Geschichtsauffassung
durchaus nicht überein. Geist, Ideen haben überall die Geschichte gemacht, nicht
angebliche Gesetze der Wirtschaft.
Die Wirkungen der marxistischen Geschichtslehre waren um so größer, als
sie durchaus in der Richtung des Zeitalters lagen. Daß die bisher viel vernach-
lässigte Wirtschaftsgeschichte mehr gepflegt wurde als bisher, darf man als eine
günstige Wirkung bezeichnen. Daß aber auch sogenannte „bürgerliche“ Geschichts-
schreiber die Abhängigkeit geschichtlicher Vorgänge von den wirtschaftlichen
Verhältnissen überall behaupteten, daß man für die Gegenwart das Schlagwort
„Wirtschaft ist Schicksal“, was heißen wollte, daß sie den Vorrang vor dem
Staate, der Politik, der Idee habe, allüberall nachplapperte, daß die marxistischen
Irrtümer in alle Poren unserer Bildung eingedrungen sind, beweist, wie tief
unsere gesamte deutsche Bildung gesunken ist.
c. M i l l , T a i n e , B u c k l e , R a t z e l , S p e n c e r
Das naturwissenschaftliche Verfahren drang im Stillen überall in
der Geschichtswissenschaft vor. Planmäßige Versuche aber, natur-
wissenschaftliche Verfahren auszubilden, gab es allerdings nur we-
nige.
J o h n S t u a r t M i l l
1
, der von Comte abhängig ist, versuchte in seiner
„Logik“ die Geschichtswissenschaft zur Naturwissenschaft zu erheben, hielt aber
nur die Erkenntnis von „Tendenzen“, nicht von exakten Gesetzen der Geschichte
für erreichbar. Das Verfahren der Geschichte sei das „umgekehrt deduktive“.
Es beginne mit einer Induktion; diese führe zu einer Gleichförmigkeit, z. B.
dem Gesetze der drei Zustände Comtes. Diese Gleichförmigkeit werde dann
aus einer „Ursache“ abgeleitet, in / diesem Falle aus der „menschlichen Natur“
2
.
H i p p o l y t e T a i n e , in seiner Frühzeit ebenfalls Comteschüler, wollte
durch eine Umweltlehre den Ursachen der geschichtlichen Ereignisse in der Weise
nachgehen, daß er z. B. den starken Willen, den Napoleon nach der Umwälzung
des Thermidor 1794 in Paris zeigte, aus der Natur seiner Heimat, aus der Art
seines Volkes, der Art und dem Schicksal seiner Ahnen herzuleiten versuchte.
Tugenden und Laster seien „Produkte wie Vitriol und Zucker“. Das Kunstwerk
gleiche einer Pflanze
3
.
1
John Stuart Mill: System of logic rationcinative and inductive (1843),
deutsch von Theodor Gomperz unter dem Titel: System der deductiven und
inductiven Logik, 3 Bde, 9. Aufl., Leipzig 1882.
2
John Stuart Mill: System der deduktiven und induktiven Logik (1843),
6. Buch, 9. Kapitel, §§ 1—7.
3
Hippolyte Taine: Philosophie de l’art (1865 ff.), 4. Aufl., Paris 1885, Bd 1,
S. 8, 11, 55 und öfters, Bd 2, S. 97ff.