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voll-Teleologische oder Fortschrittliche keine blinde Mechanik sein
kann, darüber braucht man kein Wort zu verlieren
1
.
b.
K a r l M a r x
Dieser Denkweise eng verwandt ist die materialistische Ge-
schichtsauffassung Marxens. Seine Lehre gehört ebenso wie jene
Darwins völlig der Denkweise des Materialismus und der / Aufklä-
rung an. Gerade er hat mit dem naturwissenschaftlichen Gesetzes-
begriff in der Geschichte am meisten Ernst gemacht.
Als den Hauptinhalt seiner Lehre
2
kann man folgende Gedanken betrachten:
Das geschichtliche Geschehen der menschlichen Gesellschaft ist durch feste Gesetze
bestimmt. Die Gesellschaft ist wieder dadurch bestimmt, daß alle ihre Inhalte
auf die Wirtschaft zurückzuführen sind. Die Wirtschaft ist der „ U n t e r b a u “ ,
die übrigen Inhalte oder „Ideologien“ (z. B. Recht, Staat, Religion, Wissenschaft,
Kunst) sind der „ Ü b e r b a u “ . Die Wirtschaft selbst ist durch Klassengegensätze
bestimmt. „Alle Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ Von Ur-
promiskuität und Urkommunismus führt die Entwicklung anfangs zu dem
Klassengegensatz innerhalb der Grundherrschaft (Feudalität) und Zunftverfassung,
später zu dem zwischen Kapitalisten und Proletariern. Die gegenwärtige kapitali-
stische Wirtschaft ist durch das „Gesetz der Konzentration des Kapitels“ gekenn-
zeichnet. Dieses führt automatisch zur Vergesellschaftung aller Erzeugungsmittel
(die eben mit der Konzentration der Betriebe schon beginnt) und damit zu einer
entsprechenden Änderung des „ideologischen Überbaus“, damit endlich zur kom-
munistischen Zukunftsgesellschaft. — Zugleich soll nach Marx diese Entwicklung
eine dialektische im Sinne Hegels sein: These: Urkommunismus; Antithese:
Privateigentum (Feudalismus, Kapitalismus); Synthese: Zukunftskommunismus.
Hier waltet wie bei Darwin das mechanische Naturgesetz, das dennoch zum
Fortschritte führt. Darüber hinaus ist aber die Umwelt maßgebend. Marx sagt
im Vorwort von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“
3
: „Es ist nicht das
Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches
Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“ — (Das Denken der Menschen ist also hier
als eine abhängige Variable der umweltlichen Einflüsse gefaßt.)
Die materialistische Geschichtsauffassung unterliegt nicht nur all’ jener Kritik,
welcher die naturalistischen Lehren überhaupt unterliegen (Widerspruch zwischen
Zweckbegriff und Mechanismusbegriff, fälschliche Annahme von Naturgesetzen
in der Geschichte); sondern sie enthält auch noch ihren eigenen inneren Wider-
spruch: die Wirtschaft ist kein Mechanismus, sondern als Inbegriff von „Mitteln
für Ziele“ etwas Sinnvolles; und ferner nicht das Herrschende, sondern das
Dienstbare
4
. — Die Ge- / Seilschaft besteht in Wahrheit nicht aus einem „Über-
1
Vgl. S. 66 f. und 130 ff.
2
In meinem Buch: Der wahre Staat (1921), 4. Aufl., Jena 1938, S. 100, haben
wir ihn eingehend dargestellt und geprüft.
3
Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1859, Vorwort.
4
Vgl. Näheres darüber in meinem Buch: Fundament der Volkswirtschafts-
lehre (1918), 4. Aufl., Jena 1929, S. 49 ff. [5. Aufl., Graz 1967, S. 66 ff.].