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4. Verfahrenlehre

Auf die Verfahren einzugehen wäre die Aufgabe einer Logik.

Hier nur ein Hinweis. Es versteht sich von selbst, daß mit der em-

piristischen Begriffsbildungslehre auch die empiristische Verfahren-

lehre fällt. Daß es eine „Induktion“ als Verfahren gibt, muß ge-

leugnet werden. Durch A n s a m m l u n g von Tatsachen kann nie-

mals eine V e r a l l g e m e i n e r u n g (a ist gestorben, b ist gestor-

ben .. ., Satz: „alle Menschen sind sterblich“) entstehen. Die soge-

nannte „Induktion“ kann daher weder das Verfahren der theoreti-

schen, noch der geschichtlichen Geisteswissenschaften bilden. Viel-

mehr: Jede einzelne Tatsache oder Erfahrung geistiger, gesellschaft-

licher, geschichtlicher Art ist nur ein gliedhaftes Anzeichen, ist nur

Ausdruck, Sinnbild jener Ganzheit, für die sie steht.

Daher kann niemals durch Anhäufung solcher Erfahrungen der

Begriff des Ganzen gewonnen werden. Dies muß vielmehr durch

E i n g e b u n g (Intuition) geschehen. Nur indem hinter den einzel-

nen Tatsachen-Erfahrungen die Ganzheit durch Eingebung aufblitzt,

wird die Ganzheit erkannt und das Einzelne als ihr Glied begrif-

fen. An d i e s e s d u r c h E i n g e b u n g b e g r ü n d e t e D e n -

k e n s c h l i e ß t s i c h e r s t d a s v e r a r b e i t e n d e o d e r

d i s k u r s i v e D e n k e n .

Damit haben wir als die Grundbestandteile des Verfahrens jeder

ganzheitlichen Wissenschaft:

erstens die Vorbereitung zur Eingebung, zu der (a) Erfahrung

und (b) Versenkung gehört;

/

zweitens die Eingebung, welche das Urerlebnis der Ganzheit und

damit die Grundlegung des Begriffes in sich schließt;

drittens das verarbeitende, folgernde Denken, das sowohl in der

Ansammlung und Ausgestaltung der Erfahrung wie in der Aus-

gestaltung, Abstimmung und Abrundung des Gliederbaues der Be-

griffe besteht.

Nicht mehr eingegangen kann hier auf einen anderen wichtigen

Unterschied werden, der aber doch genannt werden soll. Er besteht

darin, daß nach dem Wesen der Ausgliederungsordnung nicht nur

die höhere Stufe das Allgemeine ist. Es sind auch die Teilinhalte

(Sachgebiete, Teilganzen), die auf allen Stufen wiederkehren und den

entferntesten, umfassendsten Gebieten angehören können. Durch