270
[311/312/313]
vermittelt auftreten, vermittelt durch die verschiedenen Schichten
hindurch, die wir oben anzeigten.
Der biologische Erbstoff, das heißt der organisch-leibliche Bestand
der R a s s e , erscheint selbst wieder nicht unmittelbar, son- / dem
gegliedert nach Mann und Weib, Jugend und Alter, das heißt in
einem bestimmten Bevölkerungsaufbau, durch den hindurch er erst
gesellschaftlich-geschichtlich wirksam wird. Da der Bevölkerungs-
aufbau nur eine Erscheinungsweise der Rasse ist, hat diese natürlich
den Vorrang vor den Besonderheiten ihres Erscheinens. — Daß die
höhere Schichte die Gesetze der niederen nicht umstößt, ist ein all-
gemeines Gesetz der Kategorienlehre
1
. Die Gesetze der Vererbung
werden durch Gesetze der gesellschaftlichen Geisteslehre nicht um-
gestoßen. Daher stoßen auch die Spannungen aus dem gesellschaft-
lichen Geiste und seiner Umgliederung die Spannungen aus den
leiblich-sinnlichen Umgliederungen, aus dem Erbgang der Rasse
nicht um; und ebensowenig jene aus den umweltlichen Veränderun-
gen. Nicht ein Aufheben der Gesetze der niederen Ebene steht in
Frage, sondern eine Überhöhung! Das gleiche gilt für die Über-
höhung innerhalb der gleichgeordneten Spannungen durch führende
Leistung (Führung und Nachfolge).
In jeder Schichte zeigt sich eine unwiederholbare Einzigkeit. Die
Spannungen in den jeweiligen Teilganzen und Stufen, im jeweiligen
Erbstoffe der Rasse und seiner Bevölkerungsgliederung, in der je-
weiligen Umwelt sind immer einzigartig. In keinem Augenblicke
der Weltgeschichte ist etwas Gleichartiges, stets nur Verschiedenarti-
ges da. Die Weltgeschichte ist ein Blitzgewebe unaufhörlich fortge-
hender, überall einzigartiger unwiederholbarer Spannungen. Sie be-
stehen aber nicht als ein chaotisches Nebeneinander, sondern durch
Überhöhung. Diese Überhöhung ist es, welche in den Vorrängen
zum Ausdrucke kommt.
Schließlich können wir noch eine andere wichtige Erscheinung
feststellen: das, was man Periodizität, W i e d e r k e h r , / K r e i s -
l a u f o d e r U m t r i e b d e r S p a n n u n g e n nennen könnte.
Die Spannungen zwischen Jugend und Alter, Mann und Weib,
Mensch und Umwelt (das sind die vorbedingenden Spannungen)
* S.
1
Vgl. meine Bücher: Kategorienlehre (1924), 2. Aufl., Jena 1939, S. 356
[3. Aufl., Graz 1969, S. 321 f.]; Gesellschaftslehre (1914), 3. Aufl., München 1930,
S. 361 [4. Aufl., Graz 1969, S. 434].