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d i e E n t ä u ß e r u n g d e s G e i s t e s , d e n n G e i s t m u ß G e i s t
b l e i b e n (Geist kann nichts anderes tun, als in Selbstsetzungstätigkeit sich
äußern). Aber der Stoff ist die äußerste Folgerung aus jenen Unterschiedlich-
keiten (Differenzen), die im Geistigen selbst angelegt sind. Er ist daher die
E n t s p r e c h u n g h ö h e r e r O r d n u n g und die Verbindung beider ist —
da sie in diesem Sinne aneinander werden und ohne einander nicht vollkommen
aktuell sind — eine Gezweiung; aber allerdings keine einfache, das heißt keine
unmittelbar einander das Sein gebende Gezweiung (wie in der menschlichen
Gesellschaft), sondern eine mittelbare Gezweiung, eine Gezweiung höherer
Ordnung, welche gegenseitige Vollendung und Erfüllung, Entsprechung — auf
teilweise anderer Ebene — gewährt.
All dieses ergibt sich, wenn man sich entschließt, den Begriff der Ganzheit
und ihrer Gliederung auf die Fragen des Instinktes und der Leiblichkeit anzu-
wenden und zu Ende zu denken und über jene äußerliche Selbständigkeit und
Abgetrenntheit der Einzelwesen voneinander, die der Augenschein bietet, end-
gültig hinwegzusehen.
/
XIV. Rückblick auf die Vorränge der Spannungen
Die Verhältnisse der Spannungen untereinander nach ihren Vor-
rängen sind teils schon behandelt worden, teils ergeben sie sich nach
allem Bisherigen von selbst. Wir haben drei große Hauptschichten
von Spannungen unterschieden: erstens die innergesellschaftlichen
Spannungen, die durch die Ausgliederungsordnung bedingt sind;
zweitens die Spannungen aus den leiblich-sinnlichen Grundlagen des
menschlichen Lebens, welche wir wieder in jene aus dem Bevölke-
rungsaufbau (darunter besonders: Jugend und Alter; Mann und
Weib) und jene aus dem Menschenschlage teilten; drittens die Span-
nungen aus der Umwelt. — Was nun die Vorränge der innergesell-
schaftlichen Spannungen untereinander betrifft, so ergab sich schon
früher, daß sie sich nach dem Vorrange, den ihnen die Ausgliede-
rungsordnung zuweist, richten
1
. Die Vorränge der genannten Schich-
ten untereinander haben wir ebenfalls schon bestimmt. Nach allem
Bisherigen gelten folgende Sätze:
(1)
Die innergesellschaftlichen Spannungen haben den Vorrang
vor den leiblich-sinnlichen, die leiblich-sinnlichen vor den umwelt-
lichen Spannungen. — Es folgt aus der verschiedenen Artung der
Schichten:
1
Siebe oben S. 217 ff.