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fast überall, unter anderem in Griechenland. Sie sind aber nicht, wie

die Panbabylonisten meinen, aus Sumer-Babylon entlehnt, sondern

haben überall die gleiche Grundlage: die religiöse Kategorie der

Gottverwandtschaft des Menschen, gründend im mystischen Er-

leben.

Wenn allerdings andere, aber durchaus sekundäre Mythen den

Menschen von P f l a n z e n u n d T i e r e n , v o n O k e a n o

s , v o n d e r E r d e u n d S t e i n e n herleiten

1

, so sind das nur zum

Teil realistische Entartungen, zum Teil sind es exoterische Bilder.

In der germanischen Mythologie z. B. werden die Menschen aus

einer Esche gebildet, weil sie als Abbild der Weltesche, das ist als

Mikrokosmos erscheinen. Die Weltesche, Yggdrasil, die ihre Wurzeln

im Himmel, in der Ideenwelt, hat, ist der Makrokosmos, der Mensch

nach ihrem Inbegriff gebildet, der Mikrokosmos. Der aus der Esche

gebildete Mensch ist sonach nichts Geringeres als der Inbegriff der

Ideenwelt, welcher die Welt durchwaltet, der U r m e n s c h , z u -

g l e i c h W e l t s e e l e u n d g ö t t l i c h . — Andererseits kommt

in solchen Mythen eben jener Teil des menschlichen Wesens zur

Geltung, welchem vom Mystiker vor allem dessen Unvollkommen-

heit zugeschrieben wird, der leibliche. Ganz naturalistisch wird aber

auch dieser nicht behandelt, sondern es sind immerhin göttliche

Mächte, wenn auch die dunklen, chthonischen, mit denen der Mensch

hier verbunden er- / scheint. Gehört ja nach mystischer Lehre

— unter anderem in Platons Timaios und den Upanischaden

klar bezeugt — nur der höchste Teil des Menschen, der Nus, die

Vernunft, die unsterbliche Seele, der höchsten Gottheit an, der

niedere Teil dagegen, Begierde und Leidenschaft, dem Vergäng-

lichen, der Verbindung mit dem Körperlichen, daher Platons Lehre,

die gesunkenen Menschen verwandelten sich in Tiere, als welche sie

wiedergeboren werden, wohl wieder als eine Abspiegelung des

Mythos vom m a k r o k o s m i s c h e n M e n s c h e n zu verste-

hen ist; dieser liegt der Tier-, Pflanzen- und Erdenwelt zugrunde.

Die Mythen von den Erd-, Pflanzen- oder Tiergeburten des Men-

schen entsprechen daher immerhin zum Teil auch jenen mystischen,

1

Emil Seeliger: Artikel Weltschöpfung, in: Wilhelm Heinrich Roscher: Aus-

führliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bd 6, Leipzig

1924—27, Sp. 493.