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hohe Stellung, die später der römische rex s a c r o r u m , der „Opferkönig“,

einnahm. Er hatte in der Republik die geistlichen Obliegenheiten des ehemaligen

Königs weiter zu vollziehen.

Das Gottesgnadentum der Neuzeit ist noch ein schwacher Abglanz des alten

Glaubens unmittelbarer Gottverbundenheit des Herrschers — des metaphysischen

Weisen als des Herrschers.

2.

Aus der Kategorie der Einheit von Gott, Seelengrund und

Weltgrund ergeben sich alle jene Mythen, welche dem ebensowohl

hermetischen wie auch schon sumerischen Grundsatz „wie oben, so

unten“ entsprechen

1

. Konkretisiert finden wir diesen Grundsatz

überall dort, wo in irgendeiner Form d i e T h e o m o r p h i e d e r

W e l t dargestellt wird

2

.

Zunächst gehört hierher wieder der Mythos vom makrokosmi-

schen Menschen oder Urmenschen, sofern dieser nämlich nicht nur

selbst als theomorph, sondern auch als Vorbild oder als S e e l e

d e r W e l t , sogar, naturalistisch gefaßt, als Stoff der Welt er-

scheint (wenn aus seinen Körperteilen Weltteile entstehen).

Vor allem aber sind nach der Kategorie der Einheit von Gott

und Welt alle K o s m o g o n i e n a l s T h e o g o n i e n gebildet.

Denn diese, welche alle Völker haben, sind nicht, wie Jeremias,

Seeliger

3

und andere mehr meinen, aus Natur- oder aus Tages- und

Jahresmythen hervorgegangen, sondern beruhen auf inneren geisti-

gen Notwendigkeiten des mystisch-religiösen Lebens. Die naturali-

stische Anwendung dieser Kategorien ergibt die Vorstellung, daß

Gott in Teile, welche die Welt darstellen, auseinandergehe. / Die

Glieder der Gottheit bilden dann die Welt. Oder diese geht aus

einem Weltteil hervor

4

.

Daß Götter und Menschen eines Stammes seien, ist hier die

Grundlage für die V e r g ö t t l i c h u n g d e r W e l t selbst; wenn

sich auch natürlich ein dualistisches Element, wonach die bösen

1

Siehe oben S. 160.

2

Die Theomorphie des Menschen aus der Gottverwandtschaft folgend, wurde

schon oben S. 195 berührt.

3

Emil Seeliger: Artikel Weltschöpfung, in Wilhelm Heinrich Roscher: Aus-

führliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bd 6, Leipzig

1924—27, S. 431.

4

Siehe Emil Seeliger: Artikel Weltschöpfung, in Wilhelm Heinrich Roscher:

Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bd 6, Leipzig

1924—27, S. 498 ff. und Artikel Theogonie.