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d ü n g , auf Grund ihrer Vergöttlichung Sonne, Mond und Sterne,
Himmel und Himmelsvorgänge, die Erde und ihre / Fruchtbarkeit,
die Pflanzen und Tiere gesondert hervor, das heißt als Götter oder
dem Göttlichen sichtbarlich unterstehend, und zwar sind es die
S t u f e n (nicht so sehr die Teilinhalte) der Welt, die vergöttlicht
werden
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. Das heißt: Nun erst, nach Bildung der Urmythen, greift
die A n a l y s i s d e r W i r k l i c h k e i t der Völker in den
mythenbildenden Prozeß ein, und zwar zuerst des Geistes, dann erst
der Natur. Diese Anwendung, diese Analysis, wirkt nur besondernd,
konkretisierend, nicht grundlegend. Wie sehr verschieden darum die
jeweilige Analysis der Wirklichkeit auch nach dem Stand des Wis-
sens, der Kunst, des Staatslebens, der Kultur, der Umwelt eines
Volkes überhaupt sei — sie wird auf die Religion keinen grund-
legenden Einfluß haben!
Die G r u n d l e g u n g d e r M y t h e n g e s c h i e h t n a c h
d e n r e l i g i ö s e n K a t e g o r i e n .
Aus den genannten Mythen und ihren Ableitungen endlich geht
es hinunter zu den magischen Niederungen: Die Analysis der Wirk-
lichkeit hat in alter Zeit großenteils die Form der M a g i e .
Auch um das Heidentum zu verstehen, muß man gläubig sein.
Das fällt aber leicht, geht man von den mystischen Kategorien aus
und würdigt man den Stufenbau der Geistes- und Naturwelt sowie
die Stellung der Magie.
Mit dem Gesagten glauben wir die Prinzipien einer T h e o l o -
g i e d e r p o l y t h e i s t i s c h e n R e l i g i o n e n gewonnen zu
haben. Ja nicht nur dieser; da jene Urmythen aus den für alle
Religionen geltenden Urgestaltungen oder Kategorien folgen, deu-
ten sie auf Grundlagen der Theologie aller Religionen hin! Sie
können auch in den monotheistischen Religionen, selbst im Christen-
tum, wie sich zeigen wird, nicht gänzlich fehlen. Sollte durch sie
unserer, heute zum Teil als bildungsfremd empfundenen Dogmatik
nicht neues Blut zugeführt werden können?
Indessen sind die bisher gewonnenen Grundgesetze der Mythen-
bildung noch durch die Anwendung konkretisierend wirkender
ganzheitlicher Kategorien (der Ausgliederung) zu ergänzen, vor-
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Worüber unten mehr.