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16. Zu dessen Füßen hinrollend

In Jahr und Tagen geht die Zeit,

Den als der L i c h t e r L i c h t G ö t t e r

A n b e t e n , als Unsterblichkeit

1

.

Dem entspricht die Abstammung des Menschen von den Göttern

2

. Agni, das

göttliche Feuer, wird von Manu, dem ersten Menschen, eingesetzt, entflammt

3

!

W o t a n am Weltenbaum ist der erste Gott und zugleich der erste Mensch

(das heißt, er muß als solcher betrachtet werden). Auf dasselbe deutet Rigveda,

X, 72, wenn es dort heißt, das Sein, die Welt „würde geboren aus dem Wesen

mit den aufwärts gekehrten Sohlen“, nämlich am Weltenbaum verkehrt hängend

4

(verkehrt wohl darum, weil die Wurzeln der Weltesche im Himmel sind, die

Wipfel die Erde bilden) — also am Weltenbaum sich opfernd!

Auch Weltschöpfer ist der Urmensch: „Wie ein dunkles Roß mit Perlen, so

haben die Väter (Verstorbenen) den Himmel mit Sternen geschmückt; in die

Nacht haben sie das Dunkel, in den Tag das Licht gelegt“

5

.

Auch den P e r s e r n war der Mensch Ormuzds reines Geschöpf, welches nur

zeitweilig von dem bösen Ahriman verdorben war und durch den Glauben zur

ursprünglichen Reinheit zurückgeführt werden könne. Die iranische Lehre vom

Urmenschen, der Gott gleich ist, wurde namentlich von Reitzenstein klargelegt

6

.

Im B u d d h i s m u s liegen die Dinge allerdings dadurch weniger einfach, daß

die Manifestationen des Brahman in der Welt als Werden und Vergehen, Geburt,

Alter, Tod nur Leiden und immer wieder nur Leiden sind. Aber der Umstand,

daß nach buddhistischer Grundlehre der Mensch das Leiden aufheben, daß er dem

Werden und Vergehen entrinnen könne, beweist, daß er und er allein in der

Welt des Vergänglichen diese Fähigkeit besitze und sonach eine zentrale Stellung

innehabe. Oldenberg rechnet zu den „Grundaxiomen“ Buddhas „die Überzeugung,

daß des Menschen Selbst (attâ = sanskr. âtman) — dieses Selbst, welches die alte

Spekulation als identisch mit dem absoluten Selbst, dem Brahman vorgestellt

hatte — nicht der Welt des Geschehens angehören kann“

7

. Der Mensch allein

kann sich also von der Vergänglichkeit abwenden, zur Erlösung gelangen. Und er

kann auch die anderen Wesen erlösen, was wohl schon im Urbuddhismus liegt,

besonders aber in der Hauptform des jüngeren Buddhismus, die um / 100 n. Chr.

aufkommt, dem Mahâyâna, als stellvertretendes Leiden zur Entwicklung kommt

8

.

Auch rein s y s t e m a t i s c h läßt sich die zentrale Stellung des

Menschen im All begründen. Die organische Natur finden wir auf

den Menschen hingeordnet, sie dient ihm zur Nahrung und Klei-

1

Brihadaranyaka-Upanishad, 4, 4, 15 f., deutsch von Paul Deussen.

2

Hermann Oldenberg: Die Religion des Veda, 2. Aufl., Stuttgart 1917, S. 283.

— Vgl. auch über Heroen, Herrscherkult, oben S. 181 und 197.

3

Hermann Oldenberg: Die Religion des Veda, . . . S. 283.

4

Hermann Oldenberg: Die Religion des Veda, . . . S. 283.

5

Hermann Oldenberg: Die Religion des Veda, ... S. 285, Rigveda X, 82.

6

Richard Reitzenstein: Ein iranisches Erlösungsmysterium, Bonn 1921,

S. 130 ff. und öfter.

7

Hermann Oldenberg: Buddha, 6. Aufl., Stuttgart 1914, S. 241.

8

Hermann Oldenberg: Buddha, 6. Aufl., Stuttgart 1914, S. 369 und öfter.