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Z u s a t z ü b e r d i e E i n t e i l u n g d e r R e l i g i o n e n
Diese Frage näher zu erörtern, ist nicht nötig, da mit unserer Unterscheidung
bestimmter Quellen der Religion auch schon die Einteilung der Religionen ge-
geben ist. Es ist jedoch wichtig, eine bestimmte übliche Einteilung noch ausdrück-
lich zu berichtigen, daß es nämlich nicht möglich sei, die Unterscheidung einheit-
licher Religionsarten innerhalb des Polytheismus aufrecht zu erhalten, also etwa
von einer „Astralreligion“, „Ahnenreligion“, „olympischen Religion“, „chthonisch-
dämonischen Fruchtbarkeitsreligion“ und dergleichen je für sich zu sprechen. Eine
a u s s c h l i e ß l i c h e A s t r a l r e l i g i o n , A h n e n r e l i g i o n , F r u c h t -
b a r k e i t s r e l i g i o n , o l y m p i s c h e R e l i g i o n usw. g i b t e s n i c h t —
wodurch z. B. grundsätzliche Aufstellungen der Panbabylonisten oder gewisser
Homerausleger von vorneherein in sich zusammenfallen.
Die Unmöglichkeit einer einheitlichen Religion solcher Art ist eine innere
Notwendigkeit. Sie folgt aus dem Begriff der Religion. Denn wenn das innere
Wissen vom Wesen des Göttlichen, Übersinnlichen der konkreten Religion zu-
grunde liegt (wie wir oben nachwiesen), kann dieses Göttliche nicht auf eine
einzige Art der Naturerscheinung, z. B. die Sterne, beschränkt und sozusagen
verörtlicht werden, sondern es müssen alle Naturerscheinungen wie auch die sitt-
lichen Lebensmächte und auch die Seelen der Verstorbenen von der Gottheit und
den göttlichen Mächten zeugen, davon berührt werden und durchdrungen sein.
Daher wird es neben der Astral- stets auch eine Ahnen-, Fruchtbarkeits-, Myste-
rienreligion usw. geben. Es kann ein Element vorherrschen, gänzlich fehlen kann
aber keines der anderen Elemente. /