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IL Die zentrale Stellung des Menschen

als Folgerung aus dem mystischen und magischen Denken

Gleichmäßig aus Mystik und Magie leitet sich ein Begriff ab,

welcher in allen höheren Religionen anzutreffen, dem modernen

naturalistischen Bewußtsein aber völlig fremd ist: die zentrale Stel-

lung des Menschen im geistigen und natürlichen Kosmos.

Aus der mystischen Gottschau, aus der darin enthaltenen Gott-

verwandtschaft des Menschen und der darin ebenfalls enthaltenen

Gleichheit von Seelengrund und Weltgrund („das bist auch du“)

folgt zuerst eine unmittelbare Verbindung des Menschen in seinem

innersten Grund mit Gott; oder wenn wir es in beschränkterer

Form ausdrücken wollen, es folgt, daß der Mensch fähig sei, unmit-

telbar Einflüsse der Gottheit in sich aufzunehmen.

Aus dem unmittelbaren Rapport mit den immateriellen Zentren

aller geistigen und materiellen Wesen sodann, welchen der Mensch

in der Magie herstellt, folgt, daß er fähig sei, Einfluß auf das Innere

der Natur zu üben. Beides zusammen lehrt ihn klar und unwider-

leglich, daß er eine Stellung in der Welt innehabe, die keinem ande-

ren Geschöpf zukommt, welches wir kennen.

Mystische und magische Erfahrung zugleich begründen auf diese

Weise den Begriff der zentralen Stellung des Menschen in der Welt.

Dieser Begriff ist allerdings keine ursprüngliche Kategorie, weder

der Mystik noch der Magie, aber eine Ableitung, die sich der ver-

gleichenden Überlegung von selbst ergibt.

Darum gehört der Begriff der zentralen Weltstellung des Men-

schen allen höheren Religionen an, sei es nun in entwickelter Form

oder wenigstens latent.

Wir knüpfen mit den folgenden Belegen an alles das an, was wir

früher über die Einheit von Seelengrund und Weltgrund sowie über

den makrokosmischen Menschen beibrachten

1

.

In den altindischen U p a n i s c h a d e n folgt die zentrale Weltstellung des

Menschen schon daraus, daß das Brahman, welches mit den Prädikaten höchster

Seligkeit ausgestattet ist, nichts anderes sei als des Menschen eigenes, wahres Selbst

(Ätman).

15. Doch wer den Ätman anschaute

Als Gott unmittelbar in sich,

Herrn des Vergangenen und Künftigen,

Der ängstigt sich vor keinem mehr.

/

1

Vgl. oben S. 198 und öfter.

17*