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Stelle echter Versenkung tritt dann l e e r e s T u n , Einbildung
oder Heuchelei; an die Stelle des inneren Verzichtes und seiner sitt-
lichen Auswirkung der ä u ß e r e L o s k a u f („wenn das Geld im
Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“), wodurch das
Opfer gleichsam zu einem Geschäft mit Gott wird; an die Stelle
echter Entsprechung, echter Beschwörungskraft der heiligen Hand-
lung, welche mit Versenkung innig verschwistert ist, tritt Un-
v e r s t ä n d n i s , veräußerlichtes Zeremoniell, sinnloser A b e r -
g l a u b e , welcher durch vermeintliche Entsprechungen wirken
will. Wenn z. B. durch „Glücksschweinchen“ oder „Glückspilze“
die Fortuna bezwungen werden soll, nimmt sich das harmlos aus,
wenn aber durch wüste Geschlechtsakte Fruchtbarkeit der Natur, ja
eine geistige Wiedergeburt (vielleicht sogar bei den eleusinischen
Mysterien) erreicht werden soll
1
, zeigt sich der Abgrund, in welchen
entartete Magie führt.
B. Die K u l t f o r m e n b i l d e n d i e h e i l i g e S a g e a b
Ist unsere Trennung des Inneren im Gottesdienst, Versenkung
und Verzicht, vom Äußeren, dem Inbegriff von Entsprechungen,
Veranstaltungen richtig, dann müssen auch die scheinbar so ver-
schiedenen Opfergebräuche, Zeremonien, Ritualien der verschiedenen
Religionen eine grundsätzliche Gemeinsamkeit aufweisen. Diese fin-
den wir darin, daß sie sämtlich im inneren Gehalt der Frömmigkeit
wurzeln, damit aber, wie schon berührt, dieses Innere nicht nur,
sondern auch damit verbundene Gottesanschauungen sowie theolo-
gische Gedanken zur Darstellung bringen, abbilden. Kurz gesagt:
Die Entsprechungen, insbesondere die heiligen Handlungen des
Opfers, bilden göttliches Geschehen ab, wie es die Theologie und die
heilige Sage zur Vorstellung bringt.
Das läßt sich religionsgeschichtlich überall belegen. Wir begnügen
uns mit einem Hinweis auf das indische „Gokapiligam“, / wo es
bündig heißt: „Dem Opfer entsprechend ist die ganze Welt und der
Welt entsprechend ist das Opfer“
2
.
1
Vgl. Friedrich Pfister: Kultus, in: Paulys Reallexikon, Bd 11, Stuttgart 1922,
Sp. 2175 und öfter.
2
Friedrich Weinrich: Das Gokapiligam, Ein philosophisches Gespräch zwi-
schen Kapila und Syuaras’mi aus dem Mahabharata, (Dissertation), Göttingen
1928, I, 269, 36, S. 60.