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Othmar Spann: Ein Wort an meine Gegner auf dem

Wiener Soziologentage*

Auf dem fünften deutschen Soziologentage zu Wien im Herbste

1926 hatte ich die Ehre, die methodologische Wechselrede durch

eine kurze Darlegung auf Grund der Sombartischen Thesen ein-

zuleiten

1

. Alle Wechselredner griffen die von mir aufgeworfenen

Fragen ihrerseits wieder auf, so daß die Aussprache ein selten ein-

heitliches Bild bot und die heutigen führenden deutschen Gesell-

schaftslehrer sich alle über dieselben Grundfragen äußerten. (Hätte

nicht der übermäßig rauhe demagogische Ton Max Adlers die per-

sönliche Eintracht arg gestört — Adler hat aber diese Stelle in dem

gedruckten Berichte glücklicherweise sehr abgeschwächt — dann

wäre auch in persönlicher Hinsicht ein guter Eindruck hinterlassen

worden.) Dieser Umstand bietet mir Gelegenheit, mich über die

wichtigsten Einwände, die gegen mich gemacht wurden, zu äußern.

So wenig Hoffnung ich auf eine solche Erwiderung auch setze, da

mir infolge der gewaltsamen Trennung von Philosophie und Wissen-

schaft die Voraussetzung einer hinreichenden methodologischen

Schulung heutzutage nun einmal nicht gegeben zu sein scheint,

so fühle ich mich doch dazu um so mehr verpflichtet, als alle An-

griffe selbst wieder immer auf die letzten Grundfragen hindrängten

* Zuerst erschienen in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie, Jg 6, Heft 4, München-

Leipzig 1927; sodann, um einige Zusätze vermehrt, wiederabgedruckt in: Tote und leben-

dige Wissenschaft, 3. Aufl., Jena 1929, S. 401 ff.

1

Vgl. Verhandlungen des fünften Deutschen Soziologentages vom 26. bis 29. September

1926 in Wien, Schriften der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bd 5, Tübingen 1927,

S. 120 ff.