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Aufgaben der kirchlichen Gemeinschaft. Heute, im Zeitalter des
Zentralismus, hat der Staat z. B. allerdings fälschlicherweise unzählige
nichtstaatliche Verrichtungen übernommen.
Wie Rolf Amtmann in seiner Darstellung der ganzheitlichen Lehre
vom subjektiven und vom objektiven Geiste darlegt
2
, entsprechen der
Aufbau des subjektiven Geistes, also des Menschen, und jener des
objektiven Geistes, also der Gesellschaft, einander durchaus.
Auch hier wieder der Anschluß an die Tradition der Jahrtausende:
Der Mensch ist der gesellschaftliche Kosmos im kleinen, ist Mikro-
kosmos. In der Antike konnte man ohne Bedenken sagen: der
Mensch ist die polis, der Staat im kleinen. Die staatlich gefügte
Gesellschaft ist der Mensch im großen, Makrokosmos. Mikrokosmos
und Makrokosmos sind aufeinander angelegt.
Man könnte auch — in der Erkenntnis, daß das Verfahren den
Gegenstand der Wissenschaft konstituiert — sagen: die Anwendbar-
keit der Hauptkategorien des Stufenbaues, der Teilinhalte, der
Ausgliederungsordnung, der Leistung und des Ranges auf Gegen-
stände des Seins und Erlebens gibt diesen den Charakter echter
Ganzheiten. Daher sind nach ganzheitlicher Auffassung der mensch-
liche Geist ebenso wie die menschliche Gesellschaft echte Ganz-
heiten
3
.
B . W e s e n u n d B e g r i f f d e s S t a n d e s
1 . Stand als Teilganzes der Gesellschaft
Die oben dargelegten Teilganzen, in denen sich die Ganzheit Gesell-
schaft darstellt, bezeichnet die Ganzheitslehre als Stände. Stand im
weitesten Sinne bedeutet also Teilganzes der Gesellschaft. Bereits in
seiner Habilitationsschrift sprach, wie oben gezeigt, Spann von
Objektivationssystemen. Objektivationssystem, Teilganzes oder Teil-
inhalt, Verrichtungs- oder Leistungsträger der Gesellschaft als ganzer,
2
Vgl. oben, S. 310 ff.
3
Vgl. dazu die einschlägigen Darlegungen im ersten, biographischen Teile dieses Bandes.