Previous Page  150 / 471 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 150 / 471 Next Page
Page Background

150

[123/124]

Wirtschaftsganges. Von den früher gefundenen sechs Leistungsarten,

die im Gebilde vorhanden sind, beruhen fünf grundsätzlich auf der

Wiederkehr des gesamten Wirtschaftsablaufes in Ziel und Mittel: die

Kapitalleistung, die ohne oftmalige Inanspruchnahme des Werkzeuges

meist keinen Sinn hätte, ebenso die negative Kapital- oder

Sicherungsleistung, die Kapitalleistung höherer Ordnung und die

schlummernde Leistungsform der Rücklage; und sogar die Vorleistung,

da sie als Lehren wie Erfinden nur durch wiederholte Anwendung des

Gelehrten und Erfundenen Sinn erhält. Alle diese Leistungen beziehen

sich nur auf den künftigen, / den oftmaligen Ablauf derselben

wirtschaftlichen Tätigkeit, sind Wirtschaft auf Zukunft und Dauer.

Im Begriff der Wiederholung als Kreislauf liegt eine bestimmte

Dauer der Zeit von einer Gruppe der Mittelverwendungen bis zur

anderen; diese nennen wir die „Wirtschaftsperiode“, den

„Wirtschaftsumlauf“ oder die „Umschlagzeit“. D u r c h d i e

K a t e g o r i e d e s W i r t s c h a f t s u m l a u f e s w i r d d i e

Z e i t e i g e n s c h a f t

o d e r

L e b e n s d a u e r

d e r

L e i s t u n g e n u n d i h r e r G e b i l d e b e z e i c h n e t . Die

Lebensdauer der Leistungen ist keineswegs bloß technische (kausale)

Erzeugungszeit, sondern stets schon eine mit Rücksicht auf das

Neuerstehen, die Wiederkehr der Ziele (siehe Modegewerbe!) und den

Reichtum an Dauerleistungen (an Kapitalvorrat) gebildete Zeitstrecke.

Die technisch gegebene Wirtschaftsperiode hat die Neigung, sich ganz

nach der Geltungsdauer der Ziele (siehe Mode!), nach dem Kreislauf

ihrer Wiederkehr zu richten.

Das Zeitmoment wurde schon von Ricardo mit großer Aufmerksamkeit behandelt,

von Adam Müller geradezu in den Vordergrund gestellt (unter dem Namen des

„Problems der Dauer“); auch Knies

1

und andere haben es beachtet. Marx dagegen hat

es aus seiner Arbeitswertlehre wieder ganz verbannt. Für die Wert- und Preistheorie

hat dann erst wieder Carl Menger sich planmäßig daran versucht, bis Böhm-Bawerk

ihm in der Kapitalzinstheorie eine entscheidende Stelle einräumte. Eine

durchgreifende Berücksichtigung in der Wert- und Preislehre wie in der Leistungslehre

fehlt heute noch.

Bei Veränderung der Ziele kann nicht derselbe Ablauf von

Leistungen wiederholt werden; ebenso bei Veränderung der Mittel (z.

B. durch neue Verfahren, neu aufgefundene Rohstofflager). Diese

1

Karl Knies: Der Kredit (= Geld und Kredit, Abt. 2), Berlin 1876, S. 7 ff. und

öfter.