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beziehung treten, „kongregal“, weil es nicht wie das einwurzelige
Gebilde individueller, sondern gesellschaftlicher Art ist; nicht ein
einfaches Gebilde, sondern nur ein solches „höherer Ordnung“ ist es
endlich, weil es nicht wie das einwurzelige unter der Bedingung
e i n e s bestimmten Zieles steht und e i n e bestimmte Aufgabe erfüllt,
wie dieses, sondern mehreren Wirtschaften zuzurechnen ist. Dies alles
geht aus der näheren Betrachtung seiner Natur hervor.
Ein zusammenwirkendes, gegenseitiges Handeln mehrerer
Wirtschaften liegt dem Gebilde höherer Ordnung in folgendem Sinne
zugrunde: Jede Handlung ist zunächst für sich Bestandteil eines
monogenetischen Gebildes, sie dient dem individuellen Ziel des
Handelnden; aber dennoch gehen die Handlungen beider
„verkehrswirtschaftlich“
verbundenen
Individuen
nicht
zusammenhanglos nebeneinander her, sondern sind aufeinander
angelegt, bilden ein auf Gegenseitigkeit beruhendes Ineinander. Für den
formellen Bau des Gebildes höherer Ordnung ergibt sich daraus: Die
einwurzeligen Gebilde sind die V e r m i t t l u n g , durch welche die
einzelne Handlung Glied des Gebildes höherer Ordnung sein kann. Im
einwurzeligen Gebilde ist sie unmittelbar Glied, im vielwurzeligen nur
vermittelt.
Worin besteht nun diese Gegenseitigkeit, und worin ist dieses
„Ineinander“ begründet? — Die Haupt- und Grundform, auf die sich
heute alle vielwurzeligen Gebilde zurückführen lassen, ist der
T a u s c h — die spezifisch „verkehrswirtschaftliche“ (kongregale)
Erscheinung. Diese haben wir nun zu betrachten.
II. Das Gefüge des Gebildes höherer Ordnung (Tausch)
Die beiden Handlungen eines Tausches (seien sie nun als
Naturaltausch vorgestellt, z. B.: Hingabe von Salz gegenWaffen und von
Waffen gegen Salz, oder als Kauf: Hingabe von Geld gegen Ware und
umgekehrt) laufen nicht zufällig nebeneinander her, sondern bilden
eine wirkliche Gegenseitigkeit, die darauf beruht: d a ß j e d e /
H a n d l u n g
n u r
u n t e r
V o r a u s s e t z u n g
d e r
f r e m d e n v o r g e n o m m e n w i r d . Hieraus folgt: daß keine
einzelne Tauschhandlung für sich selbst denkbar, das heißt ungliedhaft
denkbar sei; daß der Tausch nicht als Z u s a m m e n s e t z u n g
mehrerer v o r h e r fertiger Handlungen besteht, sondern daß die
e i n z e l n e n T a u s c h h a n d l u n g e n n u r a l s G l i e d e r
e i n e r G a n z h e i t v e r w i r k l i c h b a r s i n d .