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Wir begegnen hier einer für den ganzen Aufbau der
Volkswirtschaftslehre grundlegend wichtigen Frage: ob der Tausch als
Erg e b n i s der selbständig gedachten Wirtschaftshandlungen der
Einzelnen zu betrachten sei (gleichgültig ob Naturaltausch oder
Geldtausch); oder ob der Tausch eine Lebensäußerung der Ganzheit
und in diesem Sinne selbst ein Vorgang organischer Art, ein
O r g a n i s m u s sei, der die Tauschenden je u n t e r sich befaßt, der
über den Tauschenden als ein sie erst schaffendes Gebilde steht, ein
Organismus, der sich in Tauschhandlungen als in seinen Organen erst
aus g l i e d e r t , nicht aber aus ihnen sich zusammensetzt. Nach der
bisherigen individualistischen, seit Smith maßgebenden Auffassung
wäre der Tausch Ergebnis der wirtschaftlichen Selbständigkeit, des
subjektiven Eigennutzes des Einzelnen: jeder erzeugt, was er will, und
tauscht auch, was und wie er will. „Tausch‘‘ ist hier nicht ausgliedernd,
sondern mechanische Ineinanderfügung der (autarken) Handlungen
zweier Wirtschafter. Nach unserer Auffassung dagegen gilt: der
T a u s c h i s t j e n e L e b e n s ä u ß e r u n g d e r G a n z h e i t ,
in der sich die auf gegenseitiges Geben und Nehmen abgestimmte
Ausgliederung der wirtschaftlichen Gebilde durch bestimmte
Ergänzungen vollendet und dadurch erst die Güter zur
n ä c h s t h ö h e r e n V e r r i c h t u n g s s t u f e b e f ö r d e r t .
Die erstere, die individualistische Auffassung, sagt also: daß die
Einzelwirtschaften den Tausch hervorbringen; die zweite, die
universalistische: daß die Vorgänge im Gliederbaue des Ganzen den
Tausch der Einzelwirtschaften veranlassen; daß daher die
Tauschvorgänge doch die Einzelwirtschaften als Glieder in sich
befassen. Die Untersuchung des Gebildes höherer Ordnung wird die
Richtigkeit der universalistischen Auffassung beweisen
1
.
Das Gebilde höherer Ordnung ist, vom Sub j e k t e aus betrachtet,
nicht in gleicher Weise ein einheitlich gewachsenes Leistungssystem
wie das einwurzelige, sondern besteht formell nur durch die
Ausgliede- / rung in zwei einwurzelige Gebilde, deren Glieder, z. B.
Salz- oder Waffenerzeugung, um jener Ziele willen verwirklicht
werden, die der einwurzeligen Wirtschaft selbst angehören. Objektiv
1
Eine eingehende Untersuchung darüber in meiner Schrift: Tote und lebendige
Wissenschaft, 2. Aufl., Jena 1925, S. 50 ff. (4. Aufl., Jena 1935, S. 42 ff.) — Ich habe
dort nachgewiesen, daß „Verkehr“ im herkömmlichen Sinne als Ineinandersetzung
vorher fertiger, von sich aus und für sich verwirklichbarer Handlungen ein
U n b e g r i f f ist (vgl. auch unten S. 182 ff. und 190 ff.).