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die modernen Individualisten ablehnen, den aber das sittliche
Bewußtsein stets gefordert hat
1
.
Wenn die Preise nicht mechanisch entstehen und nicht vollständig
rechenbar sind, dann erkennen wir auch, w a r u m k e i n e d e r
b i s h e r i g e n P r e i s t h e o r i e n i h r e A u f g a b e g r u n d -
s ä t z l i c h z u l ö s e n v e r m o c h t e . Weder Ricardo noch
Menger, noch Cassel, noch die mathematischen Schulen vermochten das
— weil es grundsätzlich unmöglich ist! Sie sind auch alle hilflos
gegenüber der Preisgeschichte. Unser Lehrbegriff dagegen bewährt sich
mühelos in der Geschichte. Er läßt erkennen, warum die Preise un-
verbrauchlicher Güter so unbestimmt sind, warum die im
Vorrangverhältnisse stehenden und die in der Wirtschaftsentwicklung
jeweils f ü h r e n d e n Wirtschaftszweige verhältnismäßig höhere
Preise erzielen. Wir begreifen dann, warum in den letzten 150 Jahren
im Finanzwesen mehr verdient wurde als im Handel; im Welthandel
mehr als im Binnenhandel, im Binnenhandel mehr als im Ortshandel;
im Handel mehr als im Gewerbe; im Großgewerbe mehr als im
Kleingewerbe; im Gewerbe mehr als in der Landwirtschaft
2
.
§ 20. Die Häufung
I.
Begriff der Häufung. Die Statistik
Die Erscheinungen, welche im Zusammenwirtschaften vieler
entstehen, können noch anderen Ursprunges sein, als sich bisher zeigte.
Wenn nämlich nicht ein Gebilde, nicht ein Gliederbau von Leistungen
in Frage steht, sondern ein bloßes Nebeneinandergehen, eine oftmalige
Gesetztheit derselben Handlungen, derselben Güter; dann haben wir
eine neue Erscheinung, die für die Volkswirtschaftslehre so grundlegend
wichtige Erscheinung der „Häufung“ oder „Masse" vor uns. Die
„oftmalige Gesetztheit“ ein und derselben Erscheinung oder die
„ H ä u f u n g “ wird als solche von den rein wirtschaftlichen
Erscheinungen heute meist nicht klar getrennt. Denn die Häufung ist
keine Angelegenheit der Ausgliederung der Wirtschaft
1
Siehe oben S. 167 f., unten S. 261 f.
2
Über Preis und Geld siehe unten S. 216 ff. — Vgl. oben S. 108 ff., unten S. 244
ff. und S. 253 ff.; Tote und lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena 1935, S. 39 ff. und
S. 153 .ff