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selbst, sondern ein bloßes Wiederholen, ein Nebeneinander von
Erscheinungen
außerwirtschaftlichen
Ursprunges!
Die
Wirtschaftstheorie untersucht die Leistungen und ihre / Gebilde. Aber
eine ganz eigene Tatsache für sich ist, daß die vielwurzeligen Gebilde
samt ihren einwurzeligen Grundlagen oftmals und verschieden oft in
verschiedenen Ländern gesetzt sind.
Beispiele für Häufungen finden sich in Hülle und Fülle, wo man im wirtschaftlichen
Leben nur hinblickt: die A n z a h l d e r B e v ö l k e r u n g , das ist der
wirtschaftenden Menschen als Erzeuger, als Käufer, als Verkäufer, als Kreditgeber,
Kreditsucher, Stellensucher, Stellenvergeber und so fort; ferner die Anzahl äußerer
Mittel: Bodenschätze, Bodenfläche; die A n z a h l b e s t i m m t e r H a n d l u n g e n
u n d G e b i l d e : der Zahlungseinstellungen, der Wechseleinreichungen, der
leerstehenden Wohnungen, der Geschäftsgründungen, der Großbetriebe, Kleinbetriebe,
Großgüter, Bauerngüter und so fort. Die Häufung ist auch nicht auf wirtschaftliche
Erscheinungen beschränkt. So entsteht eine „Masse“, wie die Statistik, wenn viele
Menschen sonntags auf der Straße zum Bahnhofe nebeneinander hergehen; ebenso
bilden die Todesfälle, die ehelichen Geburten, die unehelichen Geburten „Massen“. Man
spricht in solchen Fällen von der „Sterblichkeit“, „Geburtlichkeit“, „Unehelichkeit“; das
darf aber nicht besagen, daß dies echte Gebilde (Kongregalgebilde) wären, es sind nur
oftmalige Gesetztheiten, „Massen“. Zwar ist jede uneheliche Geburt Bestandteil eines
Gebildes (das man z. B. „wilde Ehe“ nennen kann), aber 100 uneheliche Geburten einer
Stadt sind voneinander nicht unmittelbar abhängig, also nicht selbst ein Gebilde,
ebensowenig 100 Sterbefälle.
Gebilde und „Masse“ sind durch eine innere Kluft voneinander getrennt. Die
Handlungen, welche in ihrer vielfachen Wiederholung eine „Masse“ darstellen, sind
zwar für sich je als Bestandteile von kongregalen Gebilden gesetzt (z. B. die
Wechseleinreichung als Äußerung eines wirtschaftlichen Gebildes [Kreditgeschäftes],
der Todesfall als Äußerung einer wirtschaftlich und biologisch bedingten
Lebensführung); aber sie haben, wie gesagt, keinen gegenseitigen Zusammenhang; die
Gebilde ebenso wie ihre Bestandteile gehen in oftmaliger Gesetztheit n e b e n einander
her. Wir nennen diese wichtige Erscheinung die Strukturlosigkeit oder Gefügelosigkeit
der Masse oder Häufung. J e d e M a s s e i s t f ü r d i e S t a t i s t i k i h r e m
B e g r i f f e n a c h e i n e a t o - m i s t i s c h e M a s s e . Denn infolge der
Gefügelosigkeit der Masse haben ihre Bestandteile auch keine leistenden Beziehungen
zueinander: während das monogenetische und polygenetische Gebilde eine innere
Notwendigkeit in der Aufeinanderfolge der leistenden Bestandteile, eine feste
Entsprechung, einen idealen Bauplan ihres Gefüges aufweisen, liegt in der Häufung eine
gänzlich irrationale, eine rein erfahrungsmäßig gesetzte Tatsache vor.
Daraus folgt: Die G e b i l d e i n i h r e r G l i e d e r u n g u n d
i h r e m S t u f e n b a u s t e l l e n d a s N o t w e n d i g e , d i e
H ä u f u n g e n d a s E m p i r i s c h e i n d e r W i r t s c h a f t
d a r . Eine wirtschaftliche Massenerscheinung kann daher als