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eigentlichen wirtschaftlichen Momente verwechselt worden. Adam

Smith hat sich hiervon nicht ganz frei gemacht (da er nur die

Herstellung von d a u e r n d e n Gütern, die Tauschwert haben, als

produktiv ansah), erst Ricardo hat in den Verkehrsbeziehungen der

Einzelwirtschaften, im Tausch und in der damit gegebenen

Verteilung, den eigentlichen Gegenstand der theoretischen

Nationalökonomie erblickt. Doch hat diese Begriffsreinigung

methodologisch von seinen Nachfolgern keine unmittelbare

Fortsetzung erfahren. Vielmehr wurden durch Jean Baptiste Say,

trotzdem er auch immaterielle neben materiellen Gütern unterschied,

die stofflich-technischen Eigenschaften der Güter wieder in den

Vordergrund gerückt. Noch mehr geschah dies durch Rau

1

, der den

Umkreis der Güter auf Sachgüter beschränkte, ebenso wie Bernhardi

1

2

,

Dühring

3

und

andere

dies

taten.

/

In neuester Zeit haben Sax, Dietzel, Philippovich, Schumpeter, von

Wieser

4 5 6

, Wicksell

5

diesen quantitativ-technischen Standpunkt in

verschiedener Form aufrechterhalten. Schon Friedrich Julius

Neumann hat aber gegenüber dem Bestreben, den Umkreis der

Wirtschaft auf Sachgüter einzuschränken, bemerkt, daß „das

Aneignen gewisser Rechte heute doch derart wirtschaftliche Tätigkeit

geworden ist, daß manche Wirtschaftszweige sogar vorzugsweise im

Aneignen von Rechten bestehen“

6

, wie das Bankwesen. Alfred

Ammin

wendet weiter mit Recht ein, daß das unmittelbare Ziel der

Erwerbstätigkeit heute der Besitz von Geld sei. „Als mittelbarer Zweck

[der

Wirtschaft]

kommen

in

Betracht

a l l e

Bedürfnisbefriedigungsmittel überhaupt, die für Geld zu erhalten

sind“, also auch nicht-stoffliche Mittel; auch sei der Nachweis, „daß

gerade aus der Sachlichkeit des Bedürfnisbefriedigungsmittels jene

gleichartigen

1

Karl Heinrich Rau: Ansichten der Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1821, § 1.

2

Theodor Bernhardi: Versuch einer Kritik der Gründe, die für großes und

kleines Grundeigentum angeführt werden, St. Petersburg 1849, S. 143 ff.

3

Eugen Dühring: Kursus der National- und Sozialökonomie, 3. Aufl., Leipzig 1892.

4

Friedrich von Wieser: Artikel Gut (Handwörterbuch der Staatswissenschaften,

3. Aufl.. Bd 5, Jena 1910, S. 205 f.); Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft (=

Grundriß der Sozialökonomik, Abt. 1, Tübingen 1914), S. 156 ff.

5

Knut Wicksell: Vorlesungen über Nationalökonomie, Bd 1, Jena 1913, S. 2.

6

Friedrich Julius Neumann: Grundlagen der Volkswirtschaft, Tübingen 1889,

Seite 11.