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gezogener Theorie alltäglichste Tatsächlichkeit geben will, wie sehr sie
z. B. Unterlage und Verständnis für die Weltwirtschaft, für das
Verkehrswesen, für Ausfuhrgewerbe, Ausfuhrkapitalismus und vieles
andere zu schaffen sich bemüht: das Mißbehagen über die
Unzulänglich- / keit der verfahrenmäßigen Grundlagen und
namentlich der Grundbegriffe, ja das Beschämende in diesem
Bewußtsein großer Schwäche der Wissenschaft gerade in ihren
Fundamenten kann nicht schwinden. Dieser Mangel macht sich
fühlbar wie eine Wunde, die nicht heilen kann und immer wieder
aufbricht. Und wie schwierig ist es auf der anderen Seite bei so
brennend-praktischen Absichten der Lehrer, zu denen sie von der Zeit
gedrängt werden (freilich eine oft bedenkliche Sache für die
Wissenschaft, die doch reiner Erkenntnis dienen soll), zur bloßen
Preis- und Verkehrstheorie zurückzukehren! Eben jetzt und heute am
wenigsten kann eine Wissenschaft, die mehr gebend als empfangend
im Leben stehen soll, auf Ricardo zurückgreifen, kann sie bloße Preis-
und Verkehrslehre bleiben. Andererseits vermag sie aber auch im
geschichtlichen
und realistischen Studium ihren Halt nicht zu finden,
denn ohne klare Rechenschaft von den Grunderscheinungen, ohne
begriffliche Werkzeuge ist theoretische wie wirtschaftspolitische
Arbeit unfruchtbar.
Es ist deutlich: Diese Zerfahrenheit, diese Verwirrung ist eine Krise
an der Wurzel, eine Krise in den ersten Begriffen. Die notwendige
Umkehr wird nur durch eine Klärung der Grundbegriffe, die auch das
Verfahren klärt, eingeleitet werden können. Die Grundbegriffe der
Volkswirtschaftslehre dürfen nicht so naiv und zusammenhanglos wie
bisher (z. B. durch Untersuchung des Sprachgebrauches) festgestellt,
sondern müssen als Elemente und Grundentfaltungen der Wirtschaft
entwickelt werden, sie müssen ein Gebäude bilden, das sich vom
Wurzelpunkt des Wirtschaftsbegriffes aus aufbaut und verzweigt. Der
B e g r i f f d e r W i r t s c h a f t i s t d a s F u n d a m e n t
d e r
g a n z e n
V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e ,
das
Fundament, das zuerst errichtet und befestigt werden muß.
Wie aber die Frage nach dem Begriff der Wirtschaft zu stellen sei,
darauf weisen uns alle Grundfragen der Wirtschaftsbetrachtung.
„Alles Metall meint Gold“, sagt der alte Spruch, ebenso gilt auch:
A l l e W i r t s c h a f t m e i n t G e s e l l s c h a f t ; alle
Wirtschaftsbetrachtung ist Gesellschaftsbetrachtung. Darum ist auch
der