Previous Page  224 / 471 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 224 / 471 Next Page
Page Background

224

[188/189]

Die Sätze für den Stufenbau lauten einfach genug:

Weltwirtschaft ist vor Volkswirtschaft; Volkswirtschaft ist vor den

Unterganzheiten der Volkswirtschaft (Gebietswirtschaft, organisierter

Geschäftszweig): Volkswirtschaft und Geschäftszweig sind vor Betrieb;

Betrieb ist vor Betriebsglied; Betriebsglied ist vor Haushalt; Haushalt ist

vor Haushaltsglied. Dabei gilt als eisernes Gesetz: daß j e d e r

u n t e r e n

S t u f e

d i e

v e r h ä l t n i s m ä ß i g

g r ö ß t m ö g l i c h e S e l b s t v e r s o r g u n g g e g e n ü b e r

d e r o b e r e n S t u f e w e s e n s g e m ä ß i s t . Die obere Stufe

schluckt nicht die untere, sonst bleibt bald nur ein Brei und kein

Stufenbau von Ganzheiten übrig, sondern läßt ihr ihre wesensgemäße,

das ist die nach Maßgabe der Gliedhaftigkeit jeweils größtmögliche

Vita propria

1

. Wie ersichtlich, ist dieser Gedankengang ein rein

analytischer, kein politisch wertender.

Die Vorrangsätze haben eine ungeheure begriffliche Tragweite

2

. Sie

sind auch für die wissenschaftliche Behandlung der V o l k s w i r t - /

s c h a f t s p o l i t i k grundlegend. Diese muß vom Kapital höherer

Ordnung und vom Vorrang überall ausgehen und so den

universalistischen Leitsatz „von oben herab“ befolgen.

Der Vorrang verdeutlicht auch besonders klar den Begriff des

R i c h t i g e n in der Wirtschaft. Was es heißt: richtiger Gliederbau.

richtiger Ausdruck des Gliederbaues, richtiger, gerechter Preis —

dieser Begriff wird durch ihn in helles Licht gerückt.

V.

Das Ganze der Teilinhalte und Stufen oder die universale

Lebendigkeit aller Wirtschaft

Insoferne Wirtschafter auf dem Markte einander selbständig

gegenüberzutreten scheinen, hat (von außen gesehen) der Markt einen

rein individualistischen, einen atomistischen Charakter; denn die auf

dem Markte auftretenden Angebote und Nachfragen werden dann als

reine Eigenkräfte, als autarke, in sich fertige, als schlechthin

„gegebene“ Kräfte gesetzt. Dieses Hinnehmen der einzelnen Er-

1

Vgl.: Tote und lebendige Wissenschaft, Jena 1935, S. 120 und 150 f.

2

Vgl. z. B. für die Kreditlehre mein Buch: Die Haupttheorien der

Volkswirtschaftslehre, 26. Aufl., Heidelberg 1949, S. 37 f.; für die Geldlehre oben S.

216 ff.; für die Krisenlehre siehe mein Buch: Die Haupttheorien der

Volkswirtschaftslehre, S. 209 ff., und Walter Heinrich: Grundlagen einer

universalistischen Krisenlehre (= Deutsche Beiträge zur Wirtschafts- und

Gesellschaftslehre, Bd 5), Jena 1928, S. 238 ff. und 301 ff.