Previous Page  6 / 471 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6 / 471 Next Page
Page Background

6

[XII/XIII]

Ihn möchte ich auch an dieser Stelle auf meine Antrittsrede „Vom

Geist der Volkswirtschaftslehre“ verweisen, die am besten zur

Einführung dienen dürfte und daher auch diesmal dem Buche als

Anhang beigegeben wurde.

In sachlicher Hinsicht habe ich mich bemüht, den Begriff der

Ganzheit und das Grundverhältnis Ganzes—Glied überall schärfer

herauszuarbeiten und namentlich die Unterordnung des Zweckhaften

(Teleologischen) im Leistungsbegriffe unter ihn hervortreten zu lassen.

Dagegen habe ich die Auseinandersetzungen mit den gegnerischen

Standpunkten eher gekürzt als erweitert, da ich mich mittlerweile in

einer eigenen Schrift „Tote und lebendige Wissenschaft

1

“ der

Auseinandersetzung mit dem wirtschaftlichen Individualismus und

dem Marxismus widmete. Die erkenntnistheoretischen und

verfahrenhaften Begriffe endlich, die im vorliegenden Buche

entwickelt werden, hoffe ich in ihrem eigenen Zusammenhange,

abgelöst von aller Volkswirtschaftslehre, in Bälde als selbständiges

Begriffsgebäude einer eigenen „Kategorienlehre“ vorzulegen, so daß

auch da Erweiterungen unterbleiben konnten.

Uber den unerwarteten Erfolg des Buches darf ich mich um so mehr

freuen, als er nicht sowohl meinemWerke selbst gilt wie dem geistigen

Reiche, in das es zeigt. Es ist, so dürfen wir mit Recht sagen, eine

höhere, eine wahrere Gedankenwelt, die hier erstrebt wird, als jene

des wirtschaftlichen Individualismus und der Aufklärung, eine höhere

auch

als

jene

der

marxistischen

Wirtschafts-

und

Geschichtsauffassung,

welche

die

materiell-mechanische

Naturgesetzlichkeit und die Allmacht der Wirtschaft predigt und

zynisch sich selbst die „materialistische“ nennt. Schon einmal wurde

die aufklärerische und materialistischeWissenschaft durch den großen

Sturm in deutschen Herzen, die Romantik, überwunden. Wir

brauchen keine neuen Schlachten zu schlagen, wir müssen uns nur die

alten Siege im Geiste zu eigen machen, die von Adam Müller bis /

Thünen und List, von Kant bis Schelling, Hegel und Baader erfochten

wurden.

Sie sind unser wesenhaftestes, unser innerstes Eigen: nichts Neues

gilt es daher zu erfinden, nur unser besseres Selbst müssen wir

entdecken, um sie wieder zu erlangen. Auch das vorliegende Buch will,

1

Tote und lebendige Wissenschaft, Zwei Abhandlungen zur

Auseinandersetzung mit Liberalismus und Marxismus, Jena 1921.