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darin keine Spur. Das wirtschaftliche Handeln hingegen folgt dem wirtschaftlichen

Gesetz, was, wie wir sahen, bei gegebener Knappheit der Mittel in sich schließt: die noch

mögliche Zielerreichung sicherzustellen; und diese Sicherstellung zumal ist der

„wirtschaftliche Grundsatz“, das wirtschaftliche Erste (Prinzip).

Man muß nur aus dem Fremdwort „Rationalität“ den Weg herausfinden und zu den

wirklichen Bestimmungsstücken: „Abwägen“ (als Sparen und Ausgleichen), „Abwägen

der Mittel“, zurückkehren; dann zeigt sich klar, daß im sittlichen oder rechtlichen

Denken und Handeln kein „Abwägen der Mittel“ vorhanden ist. „Ästhetische Mittel“,

„Rechtsmittel“ im strengen Sinne des Wortes gibt es nicht (wie wir schon früher sahen);

sie sind Glieder, Bestandteil des Schönen und Rechten, gehören selbst dem Zwecke an

und sind nicht ihm fremde Mittel. Nur die W i r t s c h a f t k e n n t M i t t e l ,

u n d n u r s i e i s t d a h e r a u c h e i n A b w ä g e n d i e s e r

M i t t e l . Während Schönheit, Wahrheit, Recht, Sittlichkeit reine Eigenwerte sind,

Ganze, die nur „Glieder“, nicht Mittel haben, k a n n d i e W i r t s c h a f t

a l l e i n , d a s i e s e l b s t k e i n Z w e c k i s t , a l s B a u g e s e t z

e i n G e s e t z d e s U m g e h e n s m i t M i t t e l n („Sparen und Ausgleichen

zur möglichen Zielerreichung“) h a b e n . Für den Architekten dagegen den Satz

aufzustellen: Handle so, daß du mit den geringsten Mitteln deinen Erfolg erzielst, wäre

wohl für billiges Bauen, aber nicht für schönes Bauen von Sinn. Ebenmaß, Harmonie,

monumentale Gewalt, Verhältnisse — das sind Ergebnisse, die sein Bauen anstrebt,

darauf hat er alle „Mittel“ zu „verschwenden“, weniger zu sparen! Künstlerisch sind die

„Mittel“ in Überfülle da (nur Wirtschaft geht ja darauf aus, der Knappheit der Mittel

gerecht zu werden), und es handelt sich also nicht um Sparen aus Knappheit, sondern

um eine Auslese des Schönsten, die noch immer soviel Schönes als möglich verschwendet

und anwendet, die nur Störendes, Unpassendes fernhält. Dies Gebot der möglichsten

Verschwendung erklärt sich so, daß jene scheinbaren „Mittel“ eben gar keine sind,

sondern: „Glieder“, „Organe“ des Baues und seiner Schönheit. Die Tragkraft und Würde

der Säulen und Zweige, ihr Verhältnis und Ebenmaß, sie machen als Bestandteile des

Ganzen die Schönheit des Werkes aus. „Mittel“ sind nur die Behelfe dafür: Stein und

Mörtel, Holz und Eisen. Mittel ist nur etwas, was exogene, außerhalb liegende Zwecke

erreichen hilft, nicht was Fleisch vom Fleische des Zweckes selbst bleibt. Ein Grundsatz

des Umgehens mit Mitteln, wie es der wirtschaftliche Grundsatz ist, kann daher nur dem

Gebiet der Mittelanwendung (Wirtschaft), keinem anderen Gebiete des menschlichen

Lebens angehören.

C. Z u s a m m e n f a s s u n g ü b e r d e n B e g r i f f

d e r W i r t s c h a f t

Kehren wir nach dieser Klärung des Schlagwortes vom

wirtschaftlichen Grundsatz zur Untersuchung des Begriffs der

Wirtschaft zurück. Wir fanden oben

1

, daß folgende Bestimmungsstücke

im Begriff der Wirtschaft enthalten seien:

1

Siehe S. 39 ff. und 66 ff.