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[188/189]

Da ist der große Naturdichter Joseph von Eichendorff, der noch

keinem vergebens seine Geheimnisse anvertraut hat, wenn man ihn

nur recht anhören will. Ihm ist die Natur so beseelt, daß sie auch in

seinen Erzählungen und Schauspielen immer mitten darinnen ist

unter den Handlungen der Menschen und gleichsam als der himmli-

sche Baß den Untergrund bildet, auf den sich das reiche Spiel der an-

deren Melodien aufbaut. Sie ist ihm „Im Irdischen des Herren

Spur“; dasselbe drückt er auf andere Weise mit folgenden Worten

aus:

„Schläft ein Lied in allen Dingen,

Die da träumen fort und fort,

Und die Welt hebt an zu singen,

Triffst du nur das Zauberwort.“

Das ist nicht nur ein poetisches Empfinden der Natur im gewöhn-

lichen Sinne, sondern mehr! Wer die Dinge als solche und in ihrem

unverkürzten Wesen (nicht als Mittel, noch als Objekt irgendwel-

cher Bemühungen von uns) sprechen und gelten läßt, dem erschlie-

ßen sie sich brüderlich in ihrem eigenen Wesen, in ihrem „Du“.

Freilich ist die Natur in den Dingen groß und dunkel-verworren

zugleich, zugleich überirdisch und schauerlich-dämonisch:

„Wie Wald und Strom im Rauschen

Verlockend Worte tauschen!

Was ist’s, daß ich ergrause?“ —

oder wenn Leontin in der Gewitternacht singt:

„Und Feld und Baum besprechen sich.

O, Menschenkind, was schauert dich?“

Da wird uns deutlich, daß in all den tausend Stimmen der Natur

zuletzt nur „dunkel und verworren anklingt“, wonach unser Geist

verlangt.

/

B.

Der E i n s i e d l e r ( d i e r e l i g i ö s e N a t u r -

g e m e i n s c h a f t )

Am reinsten kommt die Gemeinschaft des Menschen mit der Na-

tur zum Ausdruck im frommen Einsiedler. Der Einsiedler muß