Z w e i t e r A b s c h n i t t
Die Formen der Abgeschiedenheit
I.
Die Vorstufen der Abgeschiedenheit
(Gemeinschaft des Menschen mit der Natur)
Die Natur tritt dem Menschen nicht bloß als Gegenstand, wie in
der Erkenntnis, oder als Mittel, wie in der Wirtschaft, gegenüber.
Auch die Natur kann uns als Freund, als Geistiges, als jenes über-
große und schon überirdische Wesen erscheinen, mit dem wir eine
heimliche innere Gezweiung suchen. (Hier bedeutet Abgeschieden-
heit: Abgeschiedenheit von m e n s c h l i c h e r Gemeinschaft und
Vertiefung der G e m e i n s c h a f t mit Natur, eine ungesellige
Gemeinschaft.)
Der Mensch gewinnt zur Natur eine innere geistige Beziehung,
indem er sie nach Ähnlichkeit seiner selbst, als Ausdruck eines Gei-
stigen und darüber hinaus als eine Sprache der Gottheit deutet. Er
tut dies in Leben und Kunst, indem Berg und Wald, Strom und Feld
als / Wesenheiten zu ihm sprechen, ihm Ahnungen und Erlebnisse
auf höherer Stufenleiter erwecken; er tut dies auch in Religion und
Philosophie, indem er hinter dem Naturganzen ein bedeutendes,
übersinnliches, ein göttliches Wesen fühlt und dieses Übersinnliche
nach seinem Innersten deutet.
A. Das N a t u r g e f ü h l
Das Naturgefühl, durch die Kunst aufgeschlossen. Jedem Men-
schen vermag die Kunst den Weg zur Natur zu zeigen, ihm durch
das Naturgefühl die Natur aufzuschließen. (Ungesellige Gemein-
schaft, aber doch vermittelt durch die Gemeinschaft mit dem Künst-
ler.)