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Der Abgeschiedene sucht und spürt nur eines, nur göttliche We-
senheit, die hinter der Welt steht. Gemeinschaft mit diesem erfühl-
ten Weltgeiste, Gemeinschaft ohne Vermittlung durch Natur oder
Seele, u n m i t t e l b a r e Gemeinschaft mit dem Göttlichen selbst
— das ist das Wesen der Abgeschiedenheit. Weltflucht und Men-
schenflucht sind nicht ihr eigenstes Wesen, sondern nur Begleit-
erscheinungen, Askese dagegen kommt nur dann noch hinzu, wenn
die ersehnte / Gemeinschaft an die Abtötung des Fleisches gebun-
den erscheint. Dies ist keineswegs notwendig der Fall. Meister Ecke-
hart z. B. verwirft die Askese. In den meisten Lehren wird sie nicht
durch die Sehnsucht nach göttlicher Gemeinschaft, sondern durch
andere philosophische Gründe bestimmt, im Christentum z. B.
durch den Gedanken der Sündhaftigkeit des Fleisches.
Durch Abgeschiedenheit wird die menschliche Gesellschaft gemie-
den, ohne daß dem ein individualistischer Gedanke zugrunde läge.
A b g e s c h i e d e n h e i t i s t k e i n I n d i v i d u a l i s m u s .
Denn nichts von Insichgegründetheit des Einzelnen, nichts von
Selbstwüchsigkeit, nur völlige, höchste Vergemeinschaftung mit dem
Göttlichen beherrscht das abgeschiedene Leben. So hat die
A b g e s c h i e d e n h e i t d i e g l e i c h e W u r z e l w i e d e r
U n i v e r s a l i s m u s . Das gleiche Formprinzip der Vergemein-
schaftung ist es, das in ihr den menschlichen Geist bildet und be-
herrscht. Der abgeschiedene Zustand beruht nur in Gesellschaftlich-
keit, allerdings bloß in einer einzigen Form, in Gottesgemeinschaft.
Die Unmittelbarkeit der Gemeinschaft des Menschen mit dem
Höchsten ist es, so sagten wir, was die Abgeschiedenheit kennzeich-
net. Dies bedarf einer näheren Bestimmung. Erläutern wir den Zu-
stand der Abgeschiedenheit zunächst an einem zeichnerischen Bilde,
so ergäbe der Individualismus ein Nebeneinander von Einzelnen,
die aufeinander „wirken“:
O = O = O
wobei die Kreise die Menschen, die Pfeile die Einwirkungen
(„Wechselwirkung“) vorstellen. Der Universalismus dagegen ergäbe
ein Bild, nach welchem die Glieder gemeinsam in einer höheren
Mitte gründen: