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zugleich die allbeherrschende Bedeutung der Religiosität in seiner
Weise großartig ausdrückt und bestätigt
1
. Jener Satz „Weltord-
nung = Opferordnung = Rechtsordnung“ wirft blitzartig ein Licht
auf den Begriff der Theokratie. Ihr Oberhaupt ist nunmehr kein
„Despot“, sondern S a c h w a l t e r d e r W e l t o r d n u n g .
In einem letzten grundsätzlichen Sinne ist jede wahre Regierung, indem sie
die S a c h s o u v e r ä n i t ä t an die Stelle der Subjektssouveränität, der „Volks-
souveränität“ setzt, theokratischer Natur, wenngleich das nicht formell-organi-
satorisch zum Ausdruck kommen muß —, gemäß dem Satze „Religion (wenn
auch nicht „Kirche“) ist vor Staat“.
Die chinesische Verehrung des Weltalls, die alten Mysterien, und das Meß-
opfer der christlichen Kirche offenbaren, soziologisch gesehen, denselben Sinn
des Gottesdienstes, wobei sich allerdings der Erlösungsgedanke in verschiedener
Weise kundtut.
C .
F o l g e r u n g e n f ü r d i e
R e l i g i o n s g e s c h i c h t e
Vom empiristischen Standpunkte aus lehrt die ethnologische
Schule: Das Primitive ist das Ältere. Dieser Grundsatz, zugleich ein
darwinistisch-evolutionistischer, ist verfehlt und darum auch das
ganze Bild der Religionsgeschichte, das er ergibt — das aber schon
als eine Geschichte der Religionen ohne Religiosität einen Wider-
spruch in sich selbst trägt, wie wir wiederholt bemerklich machten
2
.
Das heißt Blinde von der Farbe reden lassen.
Die Frage des Ursprunges der Religion — und damit im über-
tragenen Sinne der Geschichte der Religionen — ist zuerst keine
geschichtliche, sondern eine systematische, wie d e n n j e d e
G e - / s c h i c h t e i m S y s t e m a t i s c h e n w u r z e l t ; da-
durch nämlich, daß sie erst auf Grund der Erkenntnis dessen, was
wesentlich sei, was im wesentlichen das Bestimmend-Inhaltliche sei,
also auf Grund einer Wesenseinsicht oder Theorie, Geschichte wer-
den kann. Das naturwissenschaftliche Verfahren drängte dagegen —
gerade in der Religionssoziologie — zur Beschreibung des Äußer-
lichen. Wer nicht weiß, was Staat und König ist, kann auch keine
Geschichte der Staaten und ihrer Könige schreiben. „Staat“ ist aber
ein systematischer Begriff einer gesellschaftlichen Ganzheit, das
1
Vgl. oben auch S. 400 ff. und unten S. 426 ff.
2
Siehe oben S. 396 f. und öfter.